von Hans-Jürgen Küsel
Ich fand das Konzert wunderbar, in jeder Beziehung
würdig, den Höhepunkt meines persönlichen
Jubiläums '50 Jahre Rockmusik-Fan' unvergesslich zu
markieren. Der Star war für mich Ian Gillan (mit dem
sich die Wissenschaft mal gesondert beschäftigen
sollte, denn diese Stimme nach 50 Jahren
Höchstbelastung ist mit den Gesetzen der Biologie
eigentlich unvereinbar). Zudem deutete eine Schiene am
linken Unterschenkel darauf hin, dass er womöglich
mit einer Verletzung auftrat. Und zu allem Überfluss
ereilte ihn während des Songs "Vincent Price" auch
noch ein heftiger Hustenanfall. Ich weiß, wie es
ist, wenn ich nach einem Hustenanfall (natürlich
ausschließlich im Badezimmer) versuche zu
singen. Das klingt dann nach einem chronisch
krächzenden Unwesen aus einer sehr fernen
Galaxie. Aber Ian Gillan: Nur Sekunden nach diesem
Hustenanfall sang er wieder wie ein Gott.
Überraschend war sicherlich, dass das Konzert nicht
wie üblich mit "Highway Star" eröffnet wurde und
überraschend war auch, dass DP das eher selten
gespielte "Into the Fire" aus "In Rock" im Programm
hatten, natürlich (wie bei dieser Band eigentlich
selbstverständlich) live noch einmal viel besser als
in der Studioaufnahme. Aus "Now What?" hatten sie "Vincent
Price", "Hell to pay" (meines Erachtens eher verzichtbar)
und "Above and Beyond" im Programm - letzterer Titel war
für mich womöglich der Höhepunkt des ganzen
Konzerts - eine wunderbare Würdigung Jon
Lords. Natürlich hat man viele Stücke schon auf
(jüngeren) CDs oder DVDs gehört. Dazu
gehörten zum Beispiel die beiden großen
Instrumentalsoli von Steve Morse und Don Airey, wobei
letzterer immerhin (wie offenbar üblich) mit "Das ist
die Berliner Luft" ein wenig Lokalkolorit
integrierte. Aber nach gefühlten 20.000 Live-Gigs in
der Geschichte dieser Band halte ich es nachgerade
für absurd, von diesen wunderbaren Musikern zu
verlangen, jedes Mal das Rad neu zu
erfinden. Natürlich kannte ich vieles schon von
diversen Tonträgern, aber es wurde wunderbar gespielt
und wirkte damit in der Livesituation trotzdem
einzigartig.
Natürlich gehörten auch "Smoke on the Water" und
"Black Night" mit den obligatorischen Mitsingpassagen dazu
- und Steve Morse hat ja recht, wenn er in diesem
Zusammenhang von einem "Knopfdruck" spricht, der ganz
plötzlich ein ganzes Publikum in ungehemmte
Feierstimmung versetzt.
Kurzum: Dieses Konzert hat mir eindrucksvoll demonstriert,
dass 50 Jahre Rockmusik-Fan wunderbar, aber noch
längst nicht genug sind.
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