...dieses und weitere interessante Statements
entlockte Axel Büdenbender (Axe) keinem geringeren als Joe
Satriani (JS), welcher von Dezember `93 bis Juli `94 die Sechssaitige
bei D.P. bediente und den zweiten Teil der "The Battle Rages
On"-Tour bestritt. Herzlichen Dank an Axel, der das Interview
für ein Musikmagazin machte und hierbei auch einige Fragen
für den "Aviator" einflechten konnte.
Axe: Stimmt es, daß Dich Jimi
Hendrix beeinflusst hat?
JS: Oh ja, absolut. An dem Tag, als
ich anfing Gitarre zu spielen, starb Jimi. Er inspiriert mich bis
heute.
Axe: Dein neues Album "Crystal
Planet" klingt für mich wie der Nachfolger von "Flying
In A Blue Dream".
JS: Ja? Das freut mich. Die Idee hinter
"Crystal Planet" war, meinen eigenen "Planeten"
zu kreieren, und alle Gitarrenstile und -techniken sowie jeden Kompositionsstil,
angefangen von meiner allerersten EP bis heute, miteinzubringen.
Die Scheibe beinhaltet mehr Musikstile als alles, was ich vorher
gemacht habe. Sie bietet einen Querschnitt von dem, was ich in den
letzten zwölf Jahren an Instrumental-Musik fabriziert habe.
Ich wollte, daß "Crystal Planet" ganz natürlich
klingt, mit möglichst viel Live-Feeling. Das ist etwas, was
ich schon sehr lange nicht mehr gemacht habe."
Axe: Wer ist eigentlich Dein Lieblings-Rocksänger?
Mit wem würdest Du gerne mal zusammen arbeiten?
JS: Da gibt`s so viele......ich würde
gerne mal mit Björk eine Platte aufnehmen, da sie eine wirklich
außergewöhnliche Stimme besitzt, die niemand sonst auf
diesem Planeten hat. Sie ist eine Klasse für sich.
Axe: Teile von "Cryin`", einem
Song von Deiner LP "The Extremist", wurde seinerzeit als
Intro und Outro für die deutsche Fußballsendung "RAN"
verwendet. Magst Du den europäischen Fußball?
JS: Ich will ehrlich sein. Sport am
Fernsehen zu verfolgen mag ich nicht. Das ist so langweilig. Ich
fahre gerne Ski, schwimme oder spiele American Football. Ich mache
diese Dinge also gerne selber, schaue sie mir aber nicht im Fernsehen
an. "Crying" schrieb ich übrigens zum Andenken an
meinen verstorbenen Vater. Ich war deshalb ziemlich geschockt, als
mich die Verantwortlichen von "RAN" anriefen und mitteilten,
dass sie den Song für ihre Sendung verwenden. Wenn Du eine
Platte veröffentlichst, musst Du aber die Leute mit der Musik
das machen lassen, was sie für richtig halten. Man kann dann
nicht plötzlich herkommen und mitbestimmen wollen. Wir haben
den Song dann vor Live-Publikum in der Show gespielt. Es war echt
lustig, denn sie spielten die falsche Musik ein und es war ein heilloses
Durcheinander.
Axe: Hat der Song "Ceremony"
von "Crystal Planet" eine tiefere Bedeutung? Für
mich klingt das ein bisschen nach ZZ-Top, ein bißchen nach
Satriani und einige schottische Sounds sind auch dabei.
JS: Es hat `ne Menge von Deep Purple`s
"Highway Star". Es war ein tolle Erfahrung für mich,
mit Deep Purple zu spielen. Deshalb ist es ganz natürlich,
dass sich dieser Einfluss jetzt auch bemerkbar gemacht hat. Mit
dem Song identifiziere ich mich mit der Musik der amerikanischen
Naturvölker. Ich hatte die Idee einer spirituellen Zeremonie
in der Nacht, bei Vollmond, mit einem großen Feuer, um das
die Leute tanzen.
Axe: Apropos Deep Purple. Ich hörte
von dem Gerücht, dass Deine damalige Plattenfirma 20 Millionen
"Ablöse" gefordert hat und daran Dein endgültiger
Einstieg in diese Band gescheitert ist.
JS: Oh mein Gott, davon habe ich noch
nie etwas gehört - ha,ha,ha. Nein, dass stimmt absolut nicht.
Damals stand ich in Verbindung mit der New Yorker Plattenfirma "Relativity
Records", und die gaben mir immer vollkommene Freiheiten. Die
haben mich immer alle Platten machen lassen, die ich machen wollte.
Sie hatten auch nichts dagegen, als ich für ein Jahr bei Mick
Jagger eingestiegen bin. Sie wussten, dass ich prinzipiell nicht
zu den Gitarristen gehöre, die jeder mieten kann, sondern viel
lieber etwas unter meinem eigenem Namen machen möchte. Aber
sie haben verstanden, dass die Sache mit Purple etwas war, was ich
wirklich machen wollte. Denn ich bin so ein großer Fan von
dieser Gruppe, und die Chance, mit seinen Idolen zu spielen, bietet
sich einem nur einmal im Leben. Die Leute von Deep Purple und ich
wussten von vornherein, dass wir nur zeitlich begrenzt zusammen
arbeiten würden. Die Chance, dass ich mein bisheriges Leben
hinter mir ließ und ein fester Bestandteil der Legende von
Purple werden würde, gab es nicht. Das stand für Joe Satriani
nicht in den Sternen. Angenommen, ich hätte mich entschieden
fest einzusteigen, dann hätte mir das meine Plattenfirma mit
Sicherheit erlaubt. Ich hätte nur alle paar Jahre ein Solo-Album
veröffentlichen müssen, um meinen Vertrag zu erfüllen.
Das wäre kein Hinderungsgrund gewesen.
Axe: Haben Dich die Purple-Musiker denn
nie gefragt, ob Du fest einsteigen würdest?
JS: Ich bin der Meinung, sie haben mit
Steve Morse einen sehr guten Fang gemacht. Ich habe sie vor ungefähr
zwei Monaten gesehen, als sie auf einem G3-Konzert in Orlando/Florida
waren. Steve Morse kam auch auf die Bühne und jamte mit uns.
Sie sind wirklich glücklich und nehmen ja zur Zeit ihr zweites
Album mit Steve auf. Sie entwickeln sich weiter und kommen vorwärts,
was ich großartig finde. Deep Purple sind eine tolle Band,
spielen phantastisch und haben dem Publikum eine Menge zu geben.
Axe: Angeblich habt ihr damals schon
einige Songs zusammen geschrieben. Ist von Deinen Ideen vielleicht
auch etwas auf "Purpendicular" gelandet?
JS: Nein, wir haben überhaupt nichts
zusammen geschrieben.
Axe: Es gibt ja auch einige interessante
Live-Mitschnitte von den Konzerten.
JS: Ja, es gibt einige Bootlegs, die
ich auch besitze. Ich sammle nämlich Bootlegs. Es gibt wirklich
gute Aufnahmen davon. Die Bootlegs von den Japan-Shows mag ich allerdings
nicht, da ich vorher nur eine Probe mit der Band hatte. Nach dieser
einen Probe haben wir in Japan sieben Shows hintereinander gespielt.
Ich war ein wenig verunsichert, weil ich nicht wusste, wie mein
Stil in Japan ankommen würde, denn Ritchie Blackmore wird speziell
dort sehr verehrt. Die Bootlegs, die ich wirklich mag, stammen von
der Sommer-Tour durch Europa, denn zu diesem Zeitpunkt spielten
wir schon zwei Monate zusammen und einige Shows waren wirklich großartig.
Diese Shows repräsentieren die Kombination Deep Purple und
Satriani viel besser.
Axe: Was denkst Du eigentlich über
so einen Hochgeschwindigkeits-Gitarristen wie Yngwie Malmsteen?
JS: Wenn Yngwie so spielen will, dann
sollte im das erlaubt sein. In seiner Art von Musik ist er der Beste.
Er ist übrigens ein sehr lustiger Typ. Ich habe mehrmals mit
ihm gesprochen und finde ihn sehr interessant.
Axe: Vielen Dank für das Gespräch.
JS: Thank you. Bye-bye.
Übersetzung: Andree Schneider
Quelle: The Aviator No. 5, April 1998
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