Abgeschickt von Citizen Kane am 22 Dezember, 2010 um 17:44:25:
Antwort auf: Die vierte Gewalt von Witchy Nightmare am 22 Dezember, 2010 um 11:38:54:
Es gab Zeiten, in denen ich jeden Schnipsel gesammelt habe, der in welchem Blatt auch immer über Deep Purple stand. Das hat sich geändert, seit ich selbst der Journaille angehöre. Ich arbeite für eine gar nicht mal so kleine Tageszeitung (60.000 Auflage). In den meisten Kulturredaktionen läuft es nicht viel anders als bei uns: Ein meist weniger als mehr mit der Materie vertrauter Redakteur besucht eine Veranstaltung und verfasst anschließend mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen positiven Bericht. Denn die Leute, die die Veranstaltung besucht haben, wollen lieber lesen wie toll das Konzert war. Schließlich gibt es genügend schlechte Nachrichten. Außerdem hat auf eine Leserbriefe-Flut von entrüsteten Fans niemand in der Redaktion Bock.
Insofern gebe ich Witchy uneingeschränkt Recht. Traurig, aber wahr.
Man sollte sich als Konzertbesucher lieber selbst eine Meinung bilden. Deshalb ist es schön, wenn man in einem Fanforum wie diesem Konzertberichte von FANS lesen kann, denn sie wissen im Allgemeinen eher, worüber sie schreiben. Diese Berichte sind daher für mich interessanter. Aber eines ist auch klar: Jeder Konzertbericht spiegelt eine subjektive Meinung wider. Und ein Fan kann natürlich auch genauso viel Mist schreiben wie der Redakteur einer x-beliebigen Zeitung;)
Insofern ist eine gewisse gesunde Skepsis immer angebracht, sobald es um subjektive Berichte geht...
: Ich beschäftige mich jetzt seit etwa 25 Jahren mit Rockmusik und hatte dabei nie den Eindruck, dass Zeitungsberichte dabei für die Sicht der Fans auf die Dinge eine nennenswerte Rolle spielen. Wenn ich selbst im Konzert war, dann brauch ich keinen Bericht von jemand anders, weil ich mir selbst ein Urteil bilden kann. Und wenn ich nicht beim Konzert war, dann finde ich ein Review von jemandem, der sich hier oder im englischen Forum darüber ausläßt, mindestens so aussagekräftig wie einen Zeitungsbericht von jemandem, von dem ich überhaupt nicht weiß, was er für eine Beziehung zur Band hat.
: Außerdem: Ein Teil der Leute, die diese Zeitungsberichte schreiben, haben von der Materie schlichtweg keine Ahnung. Ich habe schon Berichte gelesen, an denen man erkennen konnte, dass der Schreiberling schon vor den Zugaben gegangen ist. Und das soll ich dann als glaubwürdige Wiedergabe des Konzertes betrachten? Sorry, wenn DU schreibst, das Konzert hat dir gefallen, dann kaufe ich dir das ab, weil ich bei dir weiß, dass du weißt, wovon du schreibst. Bei diesen ganzen Pressseleuten bin ich vorsichtig geworden.
: Und das ist einer der Gründe, weshalb ich das Zeug nicht lese.
: Und ich glaube, den allermeisten Rockmusik-Fans geht es ähnlich: Sie gründen ihre Sicht der Dinge nicht auf das, was die Presse schreibt, sondern auf das, was sie selbst erleben oder was sie von Leuten erfahren, deren Kompetenz sie einschätzen können. Wenn die Band sie interessiert, gehen sie selbst ins Konzert und vernetzen sich mit anderen Fans, und wenn sie Band sie nicht interessiert, lesen sie sie Berichte erst recht nicht.
: Und deshalb meine These, dass diese Artikel bei der Außenwahrnehmung einer Band wie DP keine große Rolle spielen. (Bei Tokio Hotel ist das vielleicht anders, im Alter ihrer Fans hängt man die medienseitige Aufbereitung vielleicht noch höher.) Wobei das natürlich nicht mehr als eine These ist. Vielleicht sind die DP-Fans ja deutlich pressegläubiger als ich annehme, dann könnte das natürlich anders aussehen.
: Und selbst wenn: Ich hab ja gesagt, für mich ist die Begrifflichkeit "Gillan-Morse-Gang" ja auch keine exakt zutreffende Zustandsbeschreibung, sondern eine satirische Überzeichnung einer - in punkto Ausmaß sicher diskutablen - Fokussierung auf die beiden genannten Bandmitglieder.
: Keep on rockin'
: Witchy