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The end of a rainbow?

Witchy Nightmare, Samstag, 21. April 2018, 20:01 (vor 2189 Tagen) @ Jub

Tscha nu ... nicht, dass ich den Trip nach Berlin bereue, aber die Zeit, zu der mir Ritchies Regenbogen weite Reisen wert war (vor zwei Jahren nach Süddeutschland und England), sind wohl vorbei.

Der Beginn war etwas kurios. Schon gegen 19.30 Uhr mussten die Lords auf die Bühne, obwohl auf den Tickets 20 Uhr stand. Zuerst spielten sie gefälligen 1950er-Jahre-Rock'n'Roll, dann waren sie vermeintlich fertig, bekamen dann allerdings lt. ihrem Sänger die Order, noch etwas weiterzumachen. Und dann packten sie einen Kasperkram aus (John Brown's Body, Over In The Glory Land u. dgl.), der nach meinem Befinden besser zum Tanztee am Sonntagnachmittag im Kurhaus Bad Oldesloe gepasst hätte als ins Vorprogramm von Ritchie Blackmore's Rainbow. Nun gut, nach ihrer Show erfuhren wir, dass Herr Blackmore die Kapelle höchstderselbst eingeladen hatte, dann sollte es wohl so sein. Okay, Blackmore's Night agiert ja zuweilen auf ähnlichem Comedy-Level.

Dann aber der Hauptgang, und da hat es zu Beginn gekribbelt wie eh und je. Ritchies Version von Land Of Hope And Glory als neues Intro, derweil zuckten Laserstrahlen durchs Velodrom ... Gänsehaut. Und dann die ersten beiden Songs, Spotlight Kid und I Surrender - ich war selig, wieder live dabei zu sein.

Dann kam Mistreated, und irgendwie schwante mir, dass es an diesem Abend keine großen Überraschungen geben würde. Und die gab es auch nicht. Eher Enttäuschungen. Kein Catch The Rainbow, kein Sixteenth Century Greensleeves, nichts, was sie nicht schon in den Jahren zuvor gespielt hatten. Okay, bei einigen Stücken (z.B. Black Night) haben sie die Arrangements ein wenig aufgebohrt, aber im wesentlichen gab es wohlvertraute Kost.

Diese allerdings auf durchaus ansprechendem Level. Auch ich finde, die Band ist tighter als vor zwei Jahren. Ritchie hat da lauter Klasseleute um sich geschart. Und überließ ihnen auch streckenweise die Initiative. Jens Johansson kam viel besser zur Geltung als zuvor. David Keith ist natürlich kein Cozy Powell, aber die entscheidenden Fills hat er mit Powellscher Präzision runtergepfeffert. Und Bob Curiano demonstrierte, dass er auch singen kann. Ronnie Romero gewann an diesem Abend mindestens einen neuen Fan - meinen neben mir sitzenden Freund, ein exzellenter Gitarrist und Purple-/Rainbow-Fachmann.

Aber: Richtig spannend fand ich das alles nicht mehr. Vor zwei Jahren war es spannend, weil zum ersten Mal nach einer Ewigkeit und möglicherweise zum letzten Mal überhaupt, jetzt war es eher eine Wiederholung. Ich kenne die Songs in- und auswendig, es gab da für mich nichts mehr zu entdecken. Mit Ausnahme von Ritchies Intro zu Soldier Of Fortune, bei dem er einfach mal spielte, was ihm gerade einfiel, bevor er den eigentlichen Song begann. Aber das, was Ritchie mal ausgezeichnet hat, das Eruptive, Unberechenbare, ist nicht mehr da. Seine wilden Zeiten sind vorbei.

Als ich 1996 Deep Purple mit Steve Morse in Berlin, Kiel und Hamburg gesehen habe, musste ich feststellen, dass es nicht mehr das war, weshalb ich diese Band geliebt hatte. Obwohl sie handwerklich - Herrn Morse ausdrücklich eingeschlossen - weiterhin auf exzellentem Level ablieferten. Nun, 22 Jahre später, bin ich bezüglich meines Idols und seiner Rockkapelle an einem ähnlichen Punkt angelangt. Sie liefern immer noch feine Konzerte ab, aber die Gänsehaut verschwindet nach dem zweiten Song.

Sollten sie nächstes Jahr oder so in meiner "Nachbarschaft" (soll heißen: Norddeutschland) spielen, werde ich sie mir sicher noch mal anschauen. Aber weite Reisen zu ihnen wird es wie eingangs erwähnt keine mehr geben. Lediglich die Anschaffung der CDs und DVDs, um die Sammlung komplett zu halten.

Ich finde das alles aber auch nicht tragisch. Der Herr ist bekanntermaßen letzten Samstag 73 Jahre alt geworden, von einem Musiker in diesem würdigen Alter erwarte ich keine musikhistorischen Sensationen mehr. Mein Respekt vor dem Lebenswerk des Herrn Blackmore bleibt bestehen.

Keep on rockin'
Witchy


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