Infos, Downloads u.v.m.
Ian Paice & Pete York - Live 2001
Köln, Casino, 12.12.2001

von Bernd Glückert

Der Abend begann mit allen Widrigkeiten wie Erkältung mit Fieber, Scheißwetter, verlegtem Autoschlüssel und wahrscheinlich hat mein Horoskop auch nicht gestimmt. Aber ich bin gefahren, weil ich von DP-Abenden wusste, dass danach meine Batterie wieder bis zum Bersten voll war.

Ian Paice in KölnDas Kölner Kasino ist ein Saal für ca. 800 Personen, die wirklich buntgemischt zwischen Teenie mit ersten Fahrstunden und Frührentner versammelt waren. Doch was dann auf die Bühne trat, machte zuerst nicht den Eindruck eingefleischter Profimusiker: Ian war mir aus vielen Konzerten ein Begriff wie er so in sich ruhend die Atmosphäre einsaugt. Pete York kannte ich aus den späten Siebzigern, aber ich erkannte ihn nicht wieder - ich gestehe, ich dachte, er gehört nicht dazu. Colin Hodgkinson (Bass) hatte sich nicht viel verändert und Miller Anderson (Gitarre) war mir noch nie so begegnet.
Was wir erlebt haben an diesem Abend hat Ian in schöne Worte gekleidet: "We are here to have a nice time with you. It's a small part of the rock history which will never come back. Let's enjoy it together."
Es war wirklich ein kleines Stück Rockgeschichte, die sich nicht wiederholen lässt und die auch nicht reproduzierbar ist. Nach 4 gemeinsam gespielten Stücken hat Pete York mit seinen guten Deutschkenntnissen zum Dialog mit dem Publikum übergeleitet. Ian und Pete nahmen sich geduldig aller Fragen des Publikums an, erzählten, wie wenig sie Noten lesen können, warum sie welches Schlagzeug wie spielen, erzählten natürlich über DP, das neue Projekt, wichtig auch, dass Jon Lord mit seinem Knie wieder mit von der Partie ist. Die beiden plauderten etwa 40 bis 50 Minuten und schufen eine Atmospäre, als wenn wir uns schon ewig kannten. Hier kamen keine Götter aus dem Olymp herab um Ihren Goldstaub zu verteilen - die waren einfach da und hatten Spass zusammen und wollten 'n bisschen mit dem Publikum plaudern. Und sie haben sich vom Publikum tragen lassen.

Ian Paice mit Kölsch in KölnMusikalisch habe ich einen Pete York erlebt, der (trotz seiner Ähnlichkeit mit meinem Dad) das Schlagzeug sehr virtuos spielte. Meine Hochachtung: Was die beiden da rausgehauen haben, war wirklich ein kleines Stück Rockgeschichte. Die Saitenspieler Colin Hodgkinson und Miller Anderson haben zeigen können, warum gerade Sie auf dieser Tour dabei waren und das bleibt auch unvergessen.
Wir haben keinen Abend voller musikalischer Perfektion erlebt, keinen neuen Meilenstein im Olymp der Schlagzeuger und nichts, wo man seine Messlatte ansetzen wollte um zu sagen, der kann das aber besser. Natürlich singt Ian Gillan um Längen besser (und prompt wurde wieder gefrotzelt, dass er ein toller Sänger ist, aber eben immer seine Texte vergisst), aber das war nicht Tenor des Abends. Es war eine ganz eigene Stimmung die nicht verglichen werden braucht.
Die Stimmung war hautnah, authentisch, sie war professionell aber nicht perfekt. Also das gleiche Geheimrezept, dem Deep Purple ihre Live-Stimmung zu verdanken haben. Nur der grosse Unterschied war, dass Ian gesagt hat, er will ans und ins Publikum, um die Leute zu erreichen. Der kleine Saal hat mit seinem Ambiente die Stimmung einer grösseren Privat-Fete im Stile der 70er abgerundet und die Leute zusammengerückt.

Ich habe jeden Augenblick genossen und weiss, dass es sich nicht wiederholen lässt. Mein Fieber ist weg, meine Batterien sind wieder bis zum Bersten voll...

Anmerkung The Aviator: Interessant ist, dass Ian Paice im Gegensatz zu den ersten Konzerten auch bei "Keep On Running" mitgespielt hat (gemeinsam mit Pete York).

Ian Paice zeigt den berühmten Einhand-Wirbel Pete York
   
Autogramm-Stunde Colin Hodgkinson & Miller Anderson

pics: Andree Schneider