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Deep Purple: Kneel & Pray
(Sonic Zoom/Purple Records PUR 207D, 2CD, England, Februar 2003)

Wenn man als Deep Purple Fan schon meterweise Liedgut im heimischen Regal stehen hat, wird es immer schwieriger, noch etwas zu ergattern, was einen begeistert. Eine solche Trüffel ist jetzt mit "Kneel & Pray" aufgetaucht, ein früher Mark II Mitschnitt aus dem Casino in Montreux vom 04. Oktober 1969. Bis auf minimale Übersteuerungen im Gesangsbereich am Anfang und Ende der CD ist dieser komplette Soundboard-Mitschnitt von sehr guter Qualität. Der Set beginnt mit "Kneel & Pray", dem embryonalen "Speed King" mit anderem Text, gefolgt von "Hush" mit ersten Ansätzen zum Improvisieren. "Child In Time" hat ein superschräges Gitarrensolo, fast hört es sich so an, als ob die Gitarre verstimmt ist. Ritchie tobt sich aus, ob er verstimmt ist oder nur die Gitarre bleibt dahingestellt. "Wring That Neck" ist bereits von dem Sechser "Listen, Learn, Read On" her bekannt.

CD 2 mit "Paint It Black", dem damaligen Solopart für Ian Paice wird von "Mandrake Root" gefolgt. Das Solo von Jon Lord ist verhältnismäßig ruhig und mir kommt es vor, als ob er sich erst an den neuen, härteren Stil seit dem Weggang von Rod Evans und Nick Simper gewöhnen muss. Ein Indiz dafür ist "Eleanor Rigby" von den Beatles, das Jon Lord in sein Solo mit einbaut, Beatles-Lieder waren bei Mark I ja nichts Seltenes. Ritchie legt ein hartes Solo nach; da er allerdings bei Konzerten zu dieser Zeit noch die halbakustische E-Gitarre spielte, hat auch dieses Solo noch nicht den harten Stratocaster-Sound von später. Nichtsdestotrotz - gerade deswegen und wegen der anders angeordneten Soli ist "Mandrake Root" einzigartig. Noch einzigartiger ist "Kentucky Woman". Nur selten wurde dieses Lied von Mark II gespielt, meist im Zugabenteil. Da Deep Purple Ende der Sechziger aber noch oft im Vorprogramm anderer Bands um die Gunst des Publikums spielten, kam es nicht oft dazu, das "Kentucky Woman" vorgestellt wurde, denn Zugaben bei Vorprogrammen sind (auch heutzutage noch) eher die Ausnahme.

"Kneel & Pray" wird von Deep Purple Fans mit Sicherheit zum Pflichtbestandteil, Das Konzert zeigt deutlich den Wandel von Deep Purple von einer Beat/Rockband zur 1a Hardrock-Formation. Ian Gillan singt teilweise noch beatorientiert wie bei seiner ehemaligen Formation "Episode Six", bringt aber durch seine typischen Schreie seine Stimme in die Form, die ihn später bekannt machte. Jon Lord, wie erwähnt, macht eine ähnliche Mutation durch und Ritchie merkt man an, dass Schluss mit (Concerto-)lustig ist und einer neuer harter Wind aus den Boxen weht.

Diese offizielle CD im Digipak mit informativen Booklet gibt es ausschließlich per Mailorder über den englischen Fan Club DPAS bei www.purplerecords.net zu bestellen und ist nicht im Laden erhältlich. (Hm...das sollte bei "Live In Denmark '72" auch so sein, und trotzdem ist die CD später zum günstigeren Preis in den Läden aufgetaucht - shit happens...)

CD 1 : Speed King (Kneel & Pray) / Hush / Child In Time / Wring That Neck

CD 2 : Paint It Black / Mandrake Root / Kentucky Woman