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Wenn man als Deep Purple Fan schon meterweise Liedgut im
heimischen Regal stehen hat, wird es immer schwieriger, noch
etwas zu ergattern, was einen begeistert. Eine solche Trüffel
ist jetzt mit "Kneel & Pray" aufgetaucht, ein
früher Mark II Mitschnitt aus dem Casino in Montreux
vom 04. Oktober 1969. Bis auf minimale Übersteuerungen
im Gesangsbereich am Anfang und Ende der CD ist dieser komplette
Soundboard-Mitschnitt von sehr guter Qualität. Der Set
beginnt mit "Kneel & Pray", dem embryonalen
"Speed King" mit anderem Text, gefolgt von "Hush"
mit ersten Ansätzen zum Improvisieren. "Child In
Time" hat ein superschräges Gitarrensolo, fast hört
es sich so an, als ob die Gitarre verstimmt ist. Ritchie tobt
sich aus, ob er verstimmt ist oder nur die Gitarre bleibt
dahingestellt. "Wring That Neck" ist bereits von
dem Sechser "Listen,
Learn, Read On" her bekannt.
CD 2 mit "Paint It Black", dem damaligen Solopart
für Ian Paice wird von "Mandrake Root" gefolgt.
Das Solo von Jon Lord ist verhältnismäßig
ruhig und mir kommt es vor, als ob er sich erst an den neuen,
härteren Stil seit dem Weggang von Rod Evans und Nick
Simper gewöhnen muss. Ein Indiz dafür ist "Eleanor
Rigby" von den Beatles, das Jon Lord in sein Solo mit
einbaut, Beatles-Lieder waren bei Mark I ja nichts Seltenes.
Ritchie legt ein hartes Solo nach; da er allerdings bei Konzerten
zu dieser Zeit noch die halbakustische E-Gitarre spielte,
hat auch dieses Solo noch nicht den harten Stratocaster-Sound
von später. Nichtsdestotrotz - gerade deswegen und wegen
der anders angeordneten Soli ist "Mandrake Root"
einzigartig. Noch einzigartiger ist "Kentucky Woman".
Nur selten wurde dieses Lied von Mark II gespielt, meist im
Zugabenteil. Da Deep Purple Ende der Sechziger aber noch oft
im Vorprogramm anderer Bands um die Gunst des Publikums spielten,
kam es nicht oft dazu, das "Kentucky Woman" vorgestellt
wurde, denn Zugaben bei Vorprogrammen sind (auch heutzutage
noch) eher die Ausnahme.
"Kneel & Pray" wird von Deep Purple Fans mit
Sicherheit zum Pflichtbestandteil, Das Konzert zeigt deutlich
den Wandel von Deep Purple von einer Beat/Rockband zur 1a
Hardrock-Formation. Ian Gillan singt teilweise noch beatorientiert
wie bei seiner ehemaligen Formation "Episode Six",
bringt aber durch seine typischen Schreie seine Stimme in
die Form, die ihn später bekannt machte. Jon Lord, wie
erwähnt, macht eine ähnliche Mutation durch und
Ritchie merkt man an, dass Schluss mit (Concerto-)lustig ist
und einer neuer harter Wind aus den Boxen weht.
Diese offizielle CD im Digipak mit informativen Booklet gibt
es ausschließlich per Mailorder über den englischen
Fan Club DPAS bei www.purplerecords.net
zu bestellen und ist nicht im Laden erhältlich. (Hm...das
sollte bei "Live In Denmark '72" auch so sein, und
trotzdem ist die CD später zum günstigeren Preis
in den Läden aufgetaucht - shit happens...)
CD 1 : Speed King (Kneel & Pray) / Hush / Child In Time
/ Wring That Neck
CD 2 : Paint It Black / Mandrake Root / Kentucky Woman
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