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"Wenn eine Rock'n'Roll-Band fünf Jahre nach ihrer Gründung noch existiert, ist das ein Wunder. Nach zehn Jahren ist es ein doppeltes Wunder. Aber 40 Jahre ist etwas, was man rational nicht mehr fassen kann."
Pressekonferenz mit Ian Paice vor dem Konzert mit Demon's Eye, 23.02.2007, Wilnsdorf

abgetippt und übersetzt von Lars Wehmeyer

Vor dem Konzert mit der Deep Purple Tribute Band Demon's Eye stellte sich Ian Paice am 23.02.2007 in Wilnsdorf den örtlichen Pressevertretern. Natürlich hatte auch der Aviator-Fanclub einen Vertreter zu diesem Medienereignis geschickt. Wie Andree Schneider bereits an anderer Stelle beschrieben hat, bestand meine Aufgabe u.a. darin, Ian Paice nach seinem "One Handed Roll" zu fragen, damit er ihn während der Pressekonferenz direkt vorführen konnte.
Neben Ian standen auch Wilnsdorfs Bürgermeister Werner Büdenbender und Andree Rede und Antwort. Neben dieser leicht gekürzten und ins Deutsche übersetzten Version der Pressekonferenz gibt es, wie üblich, auch noch eine Original-Version, in der die Antworten von Ian Paice im englischen O-Ton nachzulesen sind.
Bevor es losgeht, noch eine Anmerkung: obwohl die Übersetzerin Kathrin Ohrndorf während der Pressekonferenz wirklich ganze Arbeit geleistet hat, habe ich die Aussagen von Ian Paice nochmal direkt aus dem Englischen übersetzt - mit der Möglichkeit, noch einmal zurückzuspulen, kann man doch etwas näher am Original bleiben und evtl. mehr Details wiedergeben.

Bürgermeister Werner Büdenbender: Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich hier in den heiligen Hallen im Ratssaal der Gemeinde Wilnsdorf. Es ist ein sehr außergewöhnlicher Anlass heute, ich glaube, so etwas hat in diesem Ratssaal noch nicht stattgefunden. Gestatten Sie mir, dass ich zuerst unseren heutigen Ehrengast begrüße. Ich habe mir ein paar Zeilen auf Englisch zusammengeschrieben - ich hoffe, dass ich das so rüberbringen kann, dass zumindest Mr. Paice das verstehen kann.

Lieber Mr. Paice, ich heiße sie herzlich willkommen im Ratssaal von Wilnsdorf. Wir sind sehr froh und stolz, einen Weltstar der Rockmusik in unserer Gemeinde zu haben. Man sagt, dass die Band Deep Purple einen neuen Standard für Hardrock-Bands geschaffen hat, und ein Großteil dieser Leistung fällt auf Sie zurück. Ihr Stil des Schlagzeugspiels wurde einer der einflussreichsten im Rockbereich. Unzählige Schlagzeuger nennen Sie als ihr Vorbild. Lieber Mr. Paice, meine erste Deep Purple-Platte war das Live-Album "Made In Japan" aus dem Jahre 1972. Das war der Anfang einer musikalischen Liebesbeziehung, die bis heute anhält. Aus diesem Grunde freut es mich persönlich sehr, dass ich die Gelegenheit habe, ein Idol meiner Jugend kennenzulernen. Mr. Paice, ich muss erwähnen, dass Sie und ich im gleichen Jahr geboren sind, nämlich im Jahr 1948 - ein gutes Jahr...

(Ian Paice stöhnt und winkt ab - Gelächter)

Ich habe in den vergangenen Tagen zwei Dinge über Sie in der Zeitung gelesen. Die erste Aussage lautete "Ohne Zweifel hat Ian Paice sich einen Platz in der Schlagzeuger-"Hall of fame" gesichert". Und die zweite war "Ian Paice ist eine Ikone des Hardrock". Ich finde, dass beide Aussagen den Nagel auf den Kopf treffen. Mr. Paice, ich hoffe, es wird Ihnen in Wilnsdorf gefallen. Wir freuen uns auf ein tolles Rockkonzert mit der Schlagzeug-Legende Ian Paice und der Band Demon's Eye, die ihre Wurzeln hier in Wilnsdorf hat und die als die beste Deep Purple Tribute Band Europas gilt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Ian Paice: Vielen vielen Dank.

Werner Büdenbender: Darf ich Sie nun bitten, sich in das "Goldene Buch" von Wilnsdorf einzutragen?

Ian Paice: Sicher.

(Unterschrift - Fotos - Blitzlichtgewitter)
Anschließend begann die eigentliche Pressekonferenz.

Andree Schneider: Schönen guten Abend - wer möchte denn loslegen?

Dirk Manderbach von der Siegener Zeitung: Herr Schneider, hätten Sie sich das jemals träumen lassen, dass einmal Ian Paice hier in Wilnsdorf am Schlagzeug sitzen würde?

Andree Schneider: Ganz klares Nein. Wir haben gestern unseren ersten Auftritt in Holland gehabt. Ich manage ja auch die Band Demon's Eye und habe dadurch viel zu tun gehabt in den letzten drei, vier Wochen, und ich habe das noch gar nicht richtig realisiert. Und gestern abend, da steht man dann plötzlich auf der Bühne, neben einem der besten Schagzeuger der Welt, meinem Drummer-Idol, wegen dem ich angefangen habe Schlagzeug zu spielen - das war ein Gefühl, das sich nicht in Worte fassen lässt. Und als wir dann heute von Holland nach Wilnsdorf gefahren sind - ich bin gefahren, direkt neben mir saß Ians Agent, und einen Platz weiter saß Ian Paice. So unterwegs ist mir dann der Gedanke gekommen: "Was machst Du hier eigentlich? Du fährst jetzt hier den Bus und neben Dir sitzt Ian Paice." Das war auch wieder ein ganz merkwürdiges Gefühl. Ich hätte mir das nie erträumt.

Georg Mark von der Westfälischen Rundschau in Siegen: Wie war der erste Auftritt in Holland?

Ian Paice: Wenn ich die Gelegenheit habe, mit anderen Musikern zusammenzuspielen, die ich nicht kenne, ist das immer ein Risiko. Wenn sie gut sind, ist meine Aufgabe sehr einfach. Wenn sie nicht so gut sind, habe ich eine sehr schwierige Aufgabe. Mit Demon's Eye ist es unglaublich einfach.
Gestern abend in Holland haben wir das erste Mal zusammen gespielt. Es gibt nicht viele Konzerte, die beim ersten Mal so gut klappen. Es gab ein paar kleinere Fehler, aber das waren alles meine Fehler, nicht ihre Fehler. Die Fehler, die Sie heute abend hören werden, sind höchstwahrscheinlich auch alle meine Fehler.

Tim Plachner vom Siegerlandkurier: Mich würde interessieren, ob Mr. Paice auch schon mit anderen Deep Purple Coverbands oder Tribute Bands gespielt hat.

Ian Paice: Ja, ich habe schon mit anderen Purple Coverbands zusammengespielt, und zwar aus zwei Gründen. Das Ganze fing in Italien an. Dort gibt es viele Musikschulen, die nicht viel Geld haben. Um mir die Gelegenheit zu geben, dort ein Seminar abzuhalten, gab es abends einen kleinen Auftritt mit einer lokalen Band. Dafür haben wir ein wenig Eintritt genommen, und mit diesem Geld konnte die Schule meine Kosten bezahlten, z.B. für das Flugticket oder das Hotel. So konnten sie mich überhaupt erst einladen. Die Sache hat sich dann weiter entwickelt, und im Laufe der letzten fünf Jahre habe ich zwei oder drei italienische Coverbands gefunden, die sehr gut sind. Auf diese Art und Weise kann ich Drumclinics und Seminare anbieten, ohne dass die Schulen daran pleitegehen. So hat das angefangen.

Diese Frage ist noch nicht gestellt worden, aber sie wird früher oder später gestellt, darum beantworte ich sie einfach, bevor die Frage kommt. Die Frage lautet: "Warum tue ich das?". Einer der Gründe ist sehr egoistisch: Ich muss spielen, auch wenn Deep Purple gerade nicht arbeiten. Der letzte Auftritt mit Deep Purple war vor Weihnachten, der nächste wird Anfang des nächsten Monats sein. Das sind neun bis zehn Wochen ohne Übung, und das ist für keinen Künstler gut. Diese vier Shows mit Demon's Eye geben mir die Gelegenheit, die Muskeln zu stärken und das Gehirn daran zu erinnern, was es zu tun hat. Wenn ich dann mit Deep Purple auf die Bühne gehe, bin ich schon bei der ersten Show so gut wie ich sein kann und brauche nicht die ersten drei Shows, um besser zu werden. Ein Auftritt mit Deep Purple ist sehr anstrengend, man braucht eine Menge Energie und muss deshalb in einer Top-Kondition sein. Ich spiele gerne Schlagzeug, es ist mein Job, ich tue das und nichts anderes. Ich genieße jeden Auftritt, und das hier gibt mir eine weitere Gelegenheit, etwas zu tun, das mir Spaß macht. Außerdem komme ich sowieso immer gerne nach Deutschland, ihr habt hier so gutes Bier. Ich nutze die Gelegenheit, um mich physisch in Form zu bringen.

Helmut Blecher, Westfalenpost: Ian, was ist der Unterschied zwischen großen Hallen und einem kleinen Auftrittsort wie heute abend?

Ian Paice: In einer kleinen Halle ist es tatsächlich einfacher. Wenn man in Hallen spielt, die 10, 15, 20.000 Menschen fassen, wird alles von der Elektronik kontrolliert. Man hört rein akustisch sehr wenig. Der Sound verschwindet, und man muss sich auf Monitorsysteme und Mikrofone verlassen, um alles zu hören, und dadurch wird alles sehr künstlich. In einem kleineren Raum wie heute abend kann man die Elektronik zur Unterstützung einsetzen, aber man hört immer noch das organische, akustische Instrument, was immer angenehmer klingt, weil es einfach so ist, wie die Natur es vorgesehen hat. Es ist also einfacher, weil man sich nicht in die Hände von Leuten begeben muss, die nicht auf der Bühne stehen, wie den Mann an den Monitorboxen oder am Mischpult, sondern man behält alles ein bisschen mehr selbst unter Kontrolle. Natürlich ist es immer ein Risiko, manche Hallen haben einen guten Sound, manche haben gar keinen Sound. Wenn die Halle einen guten Sound hat, spielen die Musiker auch gut. Wenn die Halle dagegen keinen Sound hat, ist es wirklich schwierig. Ich denke, dass die Halle heute abend mit dem Publikum gut klingen wird - sie klang leer ziemlich gut, und mit den Leuten drin sollte es eher besser werden.

Lars Wehmeyer vom deutschen Deep Purple Fanclub "The Aviator": Ian, was ist das für ein Gefühl, die Deep Purple Songs mit einer anderen Band zu spielen? Du bist ja ein Gründungsmitglied von Deep Purple und hast die meiste Zeit Deines Lebens, seit 1968, mit Deep Purple verbracht - ich frage mich, wie das ist, wenn man all diese Songs mit den verschiedenen Besetzungen von Deep Purple geschrieben hat und sie dann auf der Bühne mit einer völlig anderen Band spielt. Wie ist das für dich?

Ian Paice: Das Schöne an Demon's Eye ist, dass sie nicht die ganzen offensichtlichen Songs von Deep Purple spielen. Wir spielen auch Material aus der Mark III-Besetzung mit Coverdale und Hughes, die ich seit 1976 nicht gespielt habe, und wir spielen einige Songs aus der Mark I-Besetzung, die ich seit 1969 nicht gespielt habe. Darum habe ich auch gesagt, die Fehler, die Sie hören, werden meine Fehler sein: die Jungs von Demon's Eye lernen von den Platten, und das ist ihre musikalische Realität. Ich habe mir diese Platten wahrscheinlich seit 25, 30 Jahren nicht angehört. Was für die Jungs Realität ist, sind für mich vielleicht 10 Minuten im Studio. Wenn Du Dich an 10 Minuten Deines Lebens von vor 25 Jahren erinnern sollst, wirst Du wohl zugeben, dass das recht schwierig ist. Sie spielen andere Stücke von Deep Purple, an deren Entstehung ich natürlich beteiligt war. Das ist toll, denn ich hätte sonst nie wieder eine Möglichkeit, diese Songs zu spielen, da sie nicht zur aktuellen Deep Purple-Besetzung gehören. Wir werden heute nur zwei oder drei große Hits in das Programm reinpacken. Es ist also etwas vollkommen anderes - es geht nicht darum, mit einer anderen Band auf der Bühne zu stehen, sondern ich spiele wirklich ganz andere Musik. Ich mache mir das auch gar nicht bewusst, dass es eine andere Band ist, die ganze Sache ist einfach eine ganz andere.

Jörg Schulz, Heavy Magazine, Deutschland: Ich würde gerne wissen: Ich weiss, dass Demon's Eye einen Song im Stil von Deep Purple geschrieben haben. Kannst Du Dir vorstellen, einen Song von Demon's Eye mit Demon's Eye zu spielen?

Ian Paice: Wenn sie einen Song haben, den sie spielen möchten, würde ich den gerne spielen. Wie ich schon gesagt habe, es ist ihre Show, ich bin der Gast. Ok, ich bin der mit dem bekannten Namen, aber ich bin ein Gast von Demon's Eye. Was auch immer sie spielen wollen ist mir recht. Sie wählen die Songs aus, nicht ich. Sie sind der Boss. Ich bin einfach froh, dass ich hier sein und an der ganzen Sache teilnehmen darf, und wenn sie etwas anderes finden, das ich spielen soll, ist das doch toll. Es gibt mir die Möglichkeit, an etwas anderes zu denken, es gibt mir die Gelegenheit, zu versuchen etwas Neues zu erschaffen. Beim Schlagzeugspielen geht es nicht nur darum, den Takt zu halten. Das ist der Unterschied zwischen einem Schlagzeuger und einem Musiker. Wenn man den Takt einhält, ist das ok, dann ist man eben Schlagzeuger. Wenn man es dagegen schafft, ein Stück Musik innerhalb der Musik zu schaffen, dann ist man Musiker, dann ist man vollständig. Wenn ich etwas Neues bekomme, dass ich spielen soll, muss ich zuerst darüber nachdenken, wie ich es am besten umsetzen kann.

Dirk Manderbach von der Siegener Zeitung nochmal: Eine Frage an Herrn Paice: Hatten Sie heute vielleicht Gelegenheit neben den Vorbereitungen für das Konzert etwas von der Gemeinde, etwas von dem Ort zu sehen? Die Landschaft zum Beispiel? Oder ist Ihnen irgendwas aufgefallen? Hat Ihnen irgendwas besonders gut gefallen?

Ian Paice: Ich bin schon seit einigen Stunden hier, wir sind so gegen drei Uhr angekommen. Wir sind direkt zur Halle gefahren und dort gab es ein unglaubliches Museum. Ich war vielleicht eine halbe Stunde drin, mehr Zeit hatte ich nicht, aber ich war tief beeindruckt. Wenn man ein Gehirn zwischen den Ohren hat, muss man sich einfach sofort dafür interessieren. Von fantastischen prähistorischen von Menschen gefertigten Waffen und römischen Münzen - so viele wunderbare Ausstellungsstücke, man geht von Raum zu Raum und findet immer wieder etwas Interessantes. Und für einen kleinen Ort wie Wilnsdorf ist das schon unglaublich. Wenn man diese Sammlung in London sehen würde, würde man immer noch denken, dass das eine tolle Sammlung ist. Ich war wirklich tief beeindruckt. Und das Mammut - ich hätte nie gedacht, dass sie so gross waren. Das ist mal wirklich ein grosses Tier!

(schaut an die Decke - Gelächter)

Es gibt da noch eine Sache, die ich loswerden möchte. Es gibt nur noch sehr wenige existierende Bands aus meiner Generation. Purple ist offensichtlich eine, die Rolling Stones sind eine andere, The Who gibt es prinzipiell auch noch. Pink Floyd, wenn sie wollen, aber das war's auch schon so ziemlich aus der Generation der 60er, die all diese wunderbare neue Musik geschrieben haben, die den Menschen heute noch gefällt. Es ist wirklich wichtig, ein Kind, das noch nie eine Rock'n'Roll-Show gesehen hat, dort mit hinzunehmen. Mutter oder Vater, oder der große Bruder, müssen zu dem 15jährigen Kind sagen: "Du wirst Dir das jetzt ansehen!". Denn wenn es vorbei ist, wenn wir aufhören, ist es endgültig vorbei, und die Musik wird nie wieder so gut sein. Ich will nicht übertreiben, aber wir sind wertvoll, weil wir die letzte Gelegenheit darstellen, den klassischen Rock'n'Roll aus den 60ern zu sehen. Wenn Ihr also junge Brüder, Schwestern, Kinder habt, die immer nur MTV sehen wollen, fesselt sie und nehmt sie mit zu einer Classic-Rock-Show. Sie werden nie wieder die gleichen Kinder sein wie vorher.

(Applaus)

Wenn wir weg sind, sind wir für immer weg.

Lars Wehmeyer: Da Du heute abend der Gast von Demon's Eye sein wirst, und da Du Schlagzeuger bist, gehe ich wohl recht in der Annahme, dass es auch Zeit für ein schönes Schlagzeug-Solo geben wird. Mich würde interessieren, ob Du dabei heute abend auch Deinen berühmten "One Handed Roll" auf der Snaredrum zeigen wirst.

Ian Paice: Ja, natürlich wird es heute abend ein Schlagzeugsolo geben. Ich habe außerhalb von Deep Purple eher die Gelegenheit zu einem Solo als mit Deep Purple, weil wir natürlich nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung haben, wenn wir mit noch zwei Vorgruppen auftreten. Wenn Deep Purple auftreten, versuchen wir, so viele Songs wie möglich in den knapp zwei Stunden, die wir zur Verfügung haben, zu spielen. Und manchmal ist ein Schlagzeugsolo einfach nicht so wichtig, wenn es darum geht, Musik zu spielen. Ja, es wird ein Schlagzeugsolo geben, und ja, ich werde wohl auch den One Handed Roll zeigen - wenn Du lieb bist und mir 5 Euro zahlst.

(Gelächter)

Ich bin billig, ich bin wirklich billig!

Andree Schneider: Dazu möchte ich noch etwas sagen: Ich habe mir ja schon fast gedacht, dass die Frage nach dem "One Handed Roll" kommt, und für mich ist das eigentlich unbegreiflich, wie man einen Wirbel mit nur einer Hand hinkriegen kann. Und weil ich schon geahnt habe, dass die Frage kommt, habe ich eine Snaredrum mitgebracht, und ich würde auch 5 Euro bezahlen, wenn Du uns den Wirbel mal zeigen würdest.

(aufmunternder Applaus)

Ian Paice: Wie es der Zufall so will...(zieht Drumsticks aus der Tasche) Ich habe immer ein paar Stöcke dabei.

(Gelächter)

(Ian zeigt den One Handed Roll)

Ein Journalist: Ist das ein Trick?

Ian Paice: Trick ist nicht der richtige Ausdruck. Es geht um Wissen. Man muss wissen, wie das Instrument funktioniert. Man muss die Technik haben, um den Stock ohne Bewegung genau in der richtigen Position zu halten, und man muss die Gesetze der Physik verstehen, damit es funktioniert. Und man braucht wirklich gut trainierte Fingermuskeln. Wenn man diese drei Dinge beachtet, kann man es hinkriegen.

Jörg Schulz: Könntest Du Dir vorstellen, im nächsten Jahr, in dem Deep Purple 40jähriges Jubiläum haben, beispielsweise jüngere Leute einzuladen, die Deep Purple Songs spielen, oder vielleicht sogar frühere Mitglieder der Band? Was wird im nächsten Jahr bei Deep Purple passieren?

Ian Paice: Weißt Du, wenn man in diesem Stadium einer Karriere angekommen ist wie Deep Purple - wenn eine Rock'n'Roll-Band fünf Jahre nach ihrer Gründung noch existiert, ist das ein Wunder. Nach zehn Jahren ist es ein doppeltes Wunder. Aber 40 Jahre ist etwas, was man rational nicht mehr fassen kann, man kann keinen logischen Grund angeben, warum es uns noch gibt. So gesehen kann ich Dir überhaupt nicht sagen, was in einem Jahr passieren wird. Wenn alles so läuft, wie wir das wollen, wird es Deep Purple immer noch geben, und die Zuschauer werden ihren Spaß bei den Konzerten haben, aber das kann man nie wissen. Ein Jahr ist eine lange Zeitspanne. Ich sehe keine Veränderungen, ich glaube, es wird uns noch ein paar Jahre lang geben, und wir werden so weitermachen wie bisher. Andere Leute sprechen über Jubliäen, wir denken nicht über das 40jährige Jubliäum nach, wir haben auch über das 30jährige nicht nachgedacht. Es gibt so viele Gerüchte über ehemalige Bandmitglieder, die in die Band zurückkommen, aber das hat mit uns nichts zu tun. Wir sind in einer Situation, in der die Band Deep Purple, die es jetzt gibt, glücklich ist. Wir tun das, was wir tun mit großer Freude und es gibt keinen Grund, damit aufzuhören, bloß um etwas zu verändern oder um Ehemalige in die Band zu holen, was ja doch nur vorübergehend wäre. Es wäre eine Menge harter Arbeit für etwas, von dem wir nichts haben. Für uns gibt es bei der Sache keinen Gewinn. Vielleicht werden wir bei der allerletzten Tour, wenn wir uns einig sind, dass wir aufhören, überlegen, ob wir alle zusammenkommen und einen großen Abschieds-Auftritt geben. Wer weiß, vielleicht könnte so etwas passieren. Ich glaube nicht daran.

(Als keine weiteren Fragen kommen)

Sind alle glücklich? Sollen wir zur Bar gehen? Ist nur ein Vorschlag...

(Zum Abschluss der Pressekonferenz bekommt Ian vom Bürgermeister noch den sogenannten "Wilnsdorfer Willkomm`" geschenkt, ein reichlich verziertes Bierglas der Gemeinde Wilnsdorf.)

Übersetzung: Lars Wehmeyer
Fotos: Manfred Stoffer, Moni Kircher, Horst Schaumann, Helmut Eich