Über Senioren und Junioren

Hans-Jürgen Küsel , Tostedt, Mittwoch, 24. Juni 2015, 21:10 (vor 3253 Tagen) @ brunerro

Wäre Ernst Bloch Rockmusikfan gewesen, und hätte er als solcher die aktuelle DP-Formation live erlebt, dann wäre ihm womöglich folgender Spruch zu entlocken gewesen: "Die wahren Junioren sind die Senioren." Und er hätte in Anbetracht der oft in lngweiliger Routine verharrenden gegenwärtigen 20-Jährigen womöglich hinzugefügt: "... und die Junioren werden schon alt geboren.
Ein Jahr ist es gerade mal her, dass in der Royal Albert Hall das großartige "Celebrating Jon Lord"-Konzert stieg. Fast alle dort auftretenden Rockmusiker kann man im Senioren-Alter verorten - lediglich die Orchester-Musiker waren wirklich jung. Und unisono haben quasi sämtliche Fans dieses Konzert über den grünen Klee gelobt. Mittendrin: Deep Purple! Ich glaube, dass diese Musiker (ähnlich wie Blues Boy King) ihre Musik derart im Blut haben, dass sie bis zum letzten Atemzug musizieren werden. Und das ist auch gut so! Denn die Qualität ist nach wie vor glänzend. Vergangenen Sonntag habe ich mir mal die Mühe gemacht, des Nachts im WDR den "Rockpalast" anzuschauen. Übertragen wurden Ausschnitte aus dem "Rock Hard-Festival" 2015. Die Musiker waren deutlich jünger als die von DP. Zu hören gab es aber nur verkrampfte Lautstärke ohne jegliche musikalische Struktur und ohne irgendeinen Überraschungsmoment. Diese Musiker wären schon mächtig stolz, wenn sie mal die Instrumente von DP auf die Bühne tragen dürften - und zur Belohnung ein Autogramm erhaschen würden. Mein ästhetischer Genuss bestand darin, nur knapp einem Tinitus entgangen zu sein. Dabei kann ich laute Rockmusik eigentlich recht gut vertragen.
Also weiß ich nun umso besser, was ich an DP habe. Auch mir ist klar, dass deren Konzerte heutzutage viel akribischer durchgeplant werden als früher, was mir im Grunde nicht gefällt. Aber der musikalische Genuss ist für mich immer noch riesig.
Rock on!
Hans-Jürgen