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Rainbow Konzerte, Statement von Witchy Nightmare

Josef, Mittwoch, 06. Juli 2016, 19:55 (vor 2866 Tagen)

Ist ja schon eine Weile her, dass der Rainbow über 3 Spielorten aufgegangen ist. Wenn ich es richtig verfolgt habe, war WN bei allen Konzerten. Mich würde eine Kritik sehr interessieren.

Rainbow Konzerte, Statement von Witchy Nightmare

Norbert, Donnerstag, 07. Juli 2016, 07:06 (vor 2866 Tagen) @ Josef

Ist ja schon eine Weile her, dass der Rainbow über 3 Spielorten aufgegangen ist. Wenn ich es richtig verfolgt habe, war WN bei allen Konzerten. Mich würde eine Kritik sehr interessieren.

Ich wollte auch schon gefragt haben.

Here we go

Witchy Nightmare, Samstag, 09. Juli 2016, 09:51 (vor 2863 Tagen) @ Norbert

Folks, es kommt für mich ein wenig überraschend, hier nach einem Statement gefragt zu werden. In der Vergangenheit hatte ich eher den Eindruck, zumindest einem Teil der Forumsleserschaft eher dann einen Gefallen zu tun, wenn ich mich hier heraushalte. ;-)

Ich bin sehr froh, dass ich alle drei Rainbow-Shows besucht habe. Es waren möglicherweise die letzten überhaupt, und ich würde mich sehr ärgern, wenn ich es nicht gemacht hätte. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.

Muss allerdings auch der Ehrlichkeit halber feststellen, dass die große Erhabenheit vergangener Zeiten nicht mehr zu spüren war. Aber das konnte man ja auch nicht erwarten. Herr Blackmore ist 71, und die Zeiten, zu denen er sich als Rockmusiker weiterzuentwickeln und neue Sphären zu entdecken versuchte, sind bekanntermaßen lange vorbei. Es hatte viel Nostalgisches, viel Vergangenheitsorientiertes, und das war ja auch die Absicht dahinter.

Musikalisch ließ es sich etwas mühsam an, wurde dann aber deutlich besser. Die ersten beiden Stücke bei der ersten Show auf der Loreley - Highway Star und Spotlight Kid - fand ich ziemlich unrund, ab Mistreated steigerten sie sich dann. Insgesamt fand ich die Loreley-Show ziemlich Richtung "play it safe", insondere seitens Herrn Blackmore. Bietigheim und Birmingham waren dann deutlich gelöster, mit mehr Improvisation, mehr Spielfreude, mehr Rock'n'Roll.

Zu den Musikern im einzelnen:

Ronnie Romero ist eine Granate. Eine Wahnsinnsstimme, ein fantastisches Feeling für die Songs, und eine exzellente Vorbereitung, null Textschwächen. Kein einziges Stück ist deutlich gegenüber den anderen abgefallen, auch nicht die Gillan-Sachen. Child In Time war unglaublich. Und ich fand seine ganze Bühnenpräsenz, auch die Ansagen, sehr gelungen, sehr sympathisch.

Jens Johansson ist genau der richtige Keyboarder für diese Songs. Bei einem Rainbow-Konzert will ich Klassik auf dem Keyboard, und die hat es gegeben. Z.T. hat er 1:1 Jon Lord zitiert, aber das kennen wir von Don Airey ja auch.

Bob "Nouveau" Curiano ist ein sehr interessanter Bassist. Er hat den Basslinien eine ganz eigene Note gegeben, völlig anders, als wir es von Roger Glover, Glenn Hughes, Jimmy Bain, Bob Daisley oder Greg Smith kennen. Hat mir sehr gut gefallen.

David Keith am Schlagzeug war der Schwachpunkt. Er hat seinen Part sauber und solide gespielt, aber es war nicht aufregend. Kein Vergleich zur Spektakularität eines Cozy Powell. Auch die Prägnanz eines Bobby Rondinelli erreicht er nicht. (Mit Ian Paice vergleiche ich eh niemanden.) Und selbst Chuck Burgi, dessen größter Fan ich keinesfalls bin, hat mir im Vergleich besser gefallen, da er einfach mehr Alarm am Schlagzeug macht. Kaputt gemacht hat David nichts, mache Sachen (Mistreated, Stargazer) fand ich ziemlich gut getrommelt, aber vom Glanz eines Ronnie Romero oder Jens Johansson ist er weit weg.

Und der Meister? Nun, bei der ersten Show hat Herr Blackmore sehr defensiv und sparsam gespielt, war offenbar unsicher. Bei den anderen beiden Shows war er sehr nah am Blackmore früherer Jahre. Auffällig: Er hat auf viele Intros, die er früher live vor die Songs gepackt hat (Mistreated, Catch The Rainbow, Difficult To Cure), verzichtet. Das Burn-Riff (das haben sie nur in Birmingham gespielt) hat er gegenüber früher etwas vereinfacht. Das Intro zu Highway Star war auch simpler, als wir es von DP kennen. Er hat also ein wenig auf die Opulenz früherer Jahre verzichtet. Solistisch hat er allerdings in Bietigheim und Birmingham geglänzt, und das ist mir wichtiger als die weggefallenen Intros. Was allerdings vielen Beobachtern aufgefallen ist: dass ihm manche Passagen, z.B. die Triolen im Solo bei Highway Star, nicht mehr so leicht von der Hand gehen wie früher.

Die Setlist wurde von Show zu Show besser. In Bietigheim - und nur dort - haben sie 16th Century Greensleeves gespielt, und in Birmingham - auch nur dort - Soldier Of Fortune und Burn.

Das Publikum: Bei den Shows in Deutschland war es eine quasi geschlossene Seniorengesellschaft. Ich mit meinen 51 Lenzen fühlte mich eher unter als über dem Altersdurchschnitt. Im Birmingham war es interessanterweise anders, da waren viel mehr junge Leute am Start, und die sind richtig abgegangen. Vor mir standen zwei vergleichsweise junge Frauen (Anfang 30 oder so), die fast das ganze Konzert inkl. der weniger bekannten Songs wie Spotlight Kid komplett mitgesungen haben. Respekt. Allerdings haben mich die Engländer ingesamt eher enttäuscht - bei "Land Of Hope And Glory" sind sie völlig abgegangen, beim Konzert selbst haben sie sich schnell beruhigt, das genannte Jungvolk ausgenommen.

Fazit: Wenn man sich klar macht, dass es nicht mehr so sein kann wie in den 1970ern (und das kennen wir ja auch von DP), dann kann ein Rainbow-Konzert auch jetzt noch viel Spaß machen. Die Songs sind unsterblich, Monumente für die Ewigkeit. Müsste ich noch einmal entscheiden, ich würde wieder alle drei Konzerte besuchen.

Long live rock'n'roll!
Witchy

Danke für Deine Ansichten!

Lutz @, Hockenheim, Samstag, 09. Juli 2016, 11:32 (vor 2863 Tagen) @ Witchy Nightmare

Hallo Witchy,

vielen Dank für Deine Ansichten und Meinungen zu den Rainbow Konzerten, und vor allem zu den einzelnen Beteiligten.
Deine Statements sind für mich interessant zu lesen.

Des weiteren: Ich finde nicht das Du dich in diesem Forum zurück oder heraus halten solltest. Das sage ich als 61-Jähriger.

Ein schönes Wochenende,
Lutz ;-)

Danke für Deine Ansichten!

Josef, Samstag, 09. Juli 2016, 18:14 (vor 2863 Tagen) @ Lutz

Danke auch von mir, der ja neugierig war ;-).
Ich war auf keinem der Konzerte, kenne also nur die Mitschnitte, die bei Youtube eingestellt sind. Da ist natürlich das letzte Konzert an besten von der Tonqualität, weil eben Halle und nicht open air.
Was mich wundert ist dass der keyboarder bei Witchy so gut wegkommt, den dessen Beitrag habe ich fast nirgendwo herausgehört. Intro zu PS ausgenommen.Es ist nach meinem Eindruck nicht zu hören gewesen, ob er die Hammond über Leslie oder straight speaker gespielt hat, verzerrt war sie auf alle Fälle.
Und auch die Spiellaune von RB war beim letzten Konzert sicht- und hörbar besser als beim Loreley open air, was natürlich als erstes Konzert der Truppe überhaupt geschuldet sein kann/wird.
Bin mal gespannt, ob es wirklich bei den 3 Konzerten bleibt...

Indeed

Witchy Nightmare, Samstag, 09. Juli 2016, 20:13 (vor 2863 Tagen) @ Josef

Was mich wundert ist dass der keyboarder bei Witchy so gut wegkommt, den dessen Beitrag habe ich fast nirgendwo herausgehört.

Wenn der Keyboarder nicht zu hören ist, ist das nicht sein Fehler, sondern der des Mannes am Mischpult. ;-)

Es ist richtig, er war nicht immer so gut zu hören, wie es hätte sein sollen. In den für mich "entscheidenden" Passagen - also z.B. den Soli bei Highway Star, Spotlight Kid oder Burn - war er zu hören. Das Solo bei Spotlight Kid war schön schräg, so, wie es die anderen Tastenleute weiland auch gepflegt haben. Und sein Solo-Spot bei Difficult To Cure war in Bietigheim und Birmingham großartig.

Keep on rockin'
Witchy

Here we go

JR, Samstag, 09. Juli 2016, 18:44 (vor 2863 Tagen) @ Witchy Nightmare

Hi Witchy,

einfach nur Danke für Deine Eindrücke!
War zwar nur an der Loreley dabei, bin aber trotzdem quasi "selig" den guten Ritchie nochmal live als Rock'N'Roller gesehen zu haben!

Dank für die Ausführungen

brunerro, Sonntag, 10. Juli 2016, 16:24 (vor 2862 Tagen) @ Witchy Nightmare

Schönen Dank für deine Berichte!

Ja,und ich finde,Ritchie Blackmore

hat "Eier" bewiesen.

Meinen Respekt !


Long live Rock n' Roll

brunerro

DANKE

Karl-Heinz, Flensburg, Dienstag, 19. Juli 2016, 11:03 (vor 2853 Tagen) @ Witchy Nightmare

Hallo Witchy,

da ich im Urlaub war, konnte ich Deine Eindrücke erst jetzt lesen.
Für mich bisher die beste Review: Ehrlich, ausführich und auf den Punkt.
Vielen Dank dafür.
Deine Reviews bestätigen zu annähernd 100 % das, was ich aus den verschieden Aufnahmen die ich mitlerweile habe, auch gehört/gesehen habe.

Leider konnte ich keines der Konzerte persnlich wahrnehmen.

Karl-Heinz

DANKE

Hans-Jürgen Küsel @, Tostedt, Donnerstag, 21. Juli 2016, 22:12 (vor 2851 Tagen) @ Karl-Heinz

Nein, dabei war ich leider auch nicht. Aber Witchys (gewohnt) stilsichere - um nicht gar zu sagen: brillante - Schreibe gibt einen feinen Eindruck vom Konzertgeschehen. Ja, ein bisserl hört man die feine Musik durch Witchys Zeilen. Dafür noch einmal: DANKE!
Rock'n'Roll forever! Hans-Jürgen

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