Infos, Downloads u.v.m.
Blackmore`s Night - Live 2001
Berlin, Schillertheater, 31.07.2001

von Andreas Heuer

Blackmore's Night Fires bis Midnight
Am 31.7. um kurz vor Mitternacht war das Konzert der "Fires At Midnight"-Tour zu Ende. Nach dem Besuch wussten wir, warum die dritte CD von Blackmore's Night so heisst. Trotzdem dauerte das Konzert nur 105 Minuten. Leider. Es gab nur eine Zugabe. Die zweite und dritte Zugabe mit der E-Gitarre fielen aus. Immerhin: Um 19:30 Uhr dieses Abends standen wir noch kurz davor, dass wir gar kein Konzert gesehen hätten, aber dazu später.

Zunächst in Kürze: Das Konzert war gut, zaehlt sicherlich zu den besseren 50% der Konzerte, die ich gesehen habe (und das waren seit 1977 so einige).

Ab 18:45 Uhr standen wir VOR dem Schillertheater in der (kurzen) Schlange. Zum Glück (Gewitterguss) war die Eingangstreppe zum Theater überdacht. Zum Glück insbesondere, weil wir warteten und warteten. Um 19 Uhr: kein Einlass. Um 19:15 Uhr: Kein Einlass. Dann die Ansage: Es gibt technische Probleme. Um 19:45 Uhr(!!), die breite Eingangstreppe war bereits überfuellt, die Neuankoemmlinge standen meist unter Schirmen vor dem überdachten Bereich auf dem Zufahrtsweg zum Theater, endlich die Okay-Zeichen innen und wir kamen hinein. Auf der Bühne loderten einige Feuer, sie wirkte wie ein Burgvorplatz. Die Keyboards und das Schlagzeug waren wie Steinbrunnen verkleidet, ansonsten viele Pflanzen auf der Bühne, selbst die Mikrofone waren "berankt". Den Hintergrund bildete die mächtige Hauswand der Burg mit einem großen Eingangstor. Dann sahen wir die Batterie an Instrumenten: Flöten, Geigen, Handtrommeln, Gitarren (über 10?).

Um 20:45 Uhr endlich die angekündigte Vorgruppe "Mostly Autumn". 2 Frauen und 1 Mann aus England - Stil vielleicht "Enya" als Trio. Der Mann spielte bei den 7 oder 8 Liedern Akustikgitarre, die eine Frau war die Flötistin (Querflöte, Blockflöte, Oboe, Tin Whistle, ..), die andere die "Chefin" der Gruppe, die Flöte, Geige, Gitarre, Tambourin, Bodhran spielte und manchmal auch sang. Mostly Autumn war ein ruhiger, melodischer Auftakt für den Abend.

Dann kamen vier Männer in mittelalterlicher Kleidung auf die Bühne und machten mit altertümlichen Instrumenten witzige mittelalterliche Musik, teilweise auch instrumental. Es waren "Des Geyers schwarzer Haufen", seit 14 Jahren mit Blackmore in Kontakt und Stamm-Vorgruppe von Blackmore's Night. Die mittelalterliche Musik und die Gags des Sängers als Überleitungen waren passend zu Blackmore's Night. Derjenige, der (mit krausen Haaren, Rauschebart, ..) die Flöten und anderen Blasinstrumente spielte, sollte nachher auch noch beim Haupt-Act eine Rolle spielen...

Ritchie in  BerlinDann ging das Hallenlicht an und es war wieder Pause. Mittlerweile war es 21:30 Uhr. Um 21:40 Uhr kam dann aber ein Mitglied der Blackmore's Night-Crew auf die Bühne mit der entscheidenden Ansage des Abends: Er entschuldigte sich vielmals für die Verzögerung, auch für das Warten vor der Tür, aber das Konzert galt mittags eigentlich schon als abgesagt. Candice Night war krank, eine fiebrige Erkältung. Mit Hilfe zweier Ärzte wurde Candice dann "fitgespritzt". Und mit den Worten: "Wir hoffen, dass Candice heute abend so lange wie möglich durchhält" ging dann das Licht aus. Das Instrumental-Intro von "Shadow of the Moon" begann. Zu diesem Zeitpunkt waren 6 Musiker auf der Bühne: Ritchie (Gitarre), zweite Gitarre, Bass, Keyboards, Schlagzeug und .. hinten links eine Background-Sängerin. Am Ende des Intros kam dann auch Candice Night auf die Bühne - sie wirkte von weitem wie die junge Stevie Nicks, wie ein Rauschgoldengel. Als sie anfing zu singen, hörte man trotz der Krankheit ihre glockenklare Stimme, aber im Vergleich zur Musik zu leise. In späteren Liedern hatte die Technik das dann besser im Griff und drehte das Mikro von Candice wohl voll auf. Das Problem blieb nur bei den Ansagen zwischen den Liedern, bei denen man mucksmäuschenstill sein musste, um mitzukriegen, was Candice so sagte. In lauten Passagen und beim Refrain-Gesang hat sich die Background-Sängerin wohl dann noch unheimlich ins Zeug gelegt, damit die leise Stimme von Candice lauter klang. Schon vorweggenommen: Bei der Bandvorstellung durch Candice zum Schluss bekam die Backgroundsängerin nicht nur von Candice ein spezielles Dankeschön, sondern auch vom Publikum den tosendsten Applaus.

Ansonsten war die Musik perfekt, die Stimmung auf der Bühne fröhlich, die Musiker scherzten waehrend der Ansagen mit Candice, wir bekamen leider nicht alle Gags mit. Als fuer Ritchie ein hüfthohes Mikrofon aufgebaut wurde für eine Mandoline, sagte Candice beispielsweise mit ihrem Dauerlächeln und mit ihrer Engelsstimme "aaaah, das ist das Mikrofon für Ronnie James Dio". Ein zweiter Gag: Als Candice eine Art Dudelsack vor einem Lied aufgepumpt hatte und sie gerade noch das Lied erklären wollte (erste Strophe in einem alten französischen Dialekt), ging plötzlich der Dudelsack von allein los mit einigen Tönen. Im nächsten Moment spielte der Keybaorder dann die gleichen Töne nach am Synthesizer. Candice meine trocken "Duuu nicht, Dir darf das nicht passieren, Du hast ein besser kontrollierbares Gerät als meines".

Positiv überraschend auch die Arrangements: Der zweite Gitarrist spielte meistens Geige, manchmal auch Flöte, manchmal spielte dann die Backgroundsängerin auch Gitarre und Candice und der Gastmusiker von den "Geyers" eine Bagpipe ... Hier gab es also neue Arrangements im Vergleich zu den CD-Versionen. Wer etwa das Titellied von "Fires At Midnight" kennt, wird auf das E-Gitarren-Solo gewartet haben - denkste, Blackmore spielte weiter Akustikgitarre und das Solo "bekam" der Geiger - ein tolles Geigensolo mit Standing Ovations. Nach Blackmore, Candice und der zweiten Sängerin war der Geiger der vierte Star des Abends. Die anderen drei Musiker fielen nicht weiter auf.

Die Schwachpunkte am guten Konzert: Bei der Band-Vorstellung war Blackmore schon verschwunden, als Candice Night auf ihn zeigen wollte. Blackmore ist eben Blackmore - sehr eigenwillig, aber genial im Spiel. Zweiter Schwachpunkt: Stimmung kam immer nur kurzfristig auf, es wurde laut mitgeklatscht, auch mitgesungen, "heys" mitgerufen, aber nie standen viele Reihen über längere Zeit - trotz voller Bestuhlung ist es möglich, den halben Saal aus den Sitzen zu reißen. Dritter Nachteil: Nach der ersten Zugabe war eine zweite geplant, die Bühne blieb dunkel, die Techniker schauten hinter die Kulissen, wann die Band wiederkommt, Stakkato-artiger Applaus aus dem Publikum mit Füßetrampeln etc., .. plötzlich die Meldung von hinten: nichts geht mehr (um 23:30 Uhr, also nach 1 Stunde und 45 Minuten, war Schluss). Die E-Gitarre stand unbenutzt auf der Bühne.

Ob das der Krankheit von Candice Night geschuldet war oder der Laune von Ritchie - wir wissen es nicht. Auf Deep-Purple-artige Soli von Ritchie mussten wir verzichten. Dafür gibt es Dienstag einen Ausgleich: Deep Purple in Rostock. Steve Morse wird die E-Gitarre dabei haben...

E-Mail Andreas Heuer

pic: Hilmar Ransch