von Norbert Lübke
Zu Beginn sei gleich gesagt, dass ich schon den Verdacht hatte,
dass dies ein besonderes Konzert werden würde. Aber es hat
alle meine Vorstellungen übertroffen, und zu alle dem kann
ich überhaupt nicht sagen, wer an diesem Abend der überragenste
Musiker war. Denn
jeder einzelne, ob Morse, Gillan, Glover, Lord oder Paice hat eine
grandiose Leistung gebracht. Und nicht nur diese Fünf, sondern
auch alle beteiligten Gastmusiker inkl. Orchester, Dio und Miller
Anderson (wobei letzterer für mich etwas zu kurz kam). So begannen
Jon Lord und Miller Anderson begleitet vom Romanian Philharmonic
Orchestra mit "Pictured Within". Ein super Einstand! Dann
folgte ein Wahnsinns-Auftritt von Ronnie James Dio. Oh yeah, hat
der noch eine Stimme! Der brachte auch gleich richtig gute Stimmung
in den bis auf wenige Plätze gefüllten Saal. Bei "Love
Is All" klatschten fast alle mit. Es gab sogar einige Reihen,
die sich spontan unterhakelten und schunkelten. Das gabs ja wohl
noch nie bei einem Deep Purple-Konzert. Dio präsentierte dann
noch "Fever Dreams" von seiner aktuellen CD und beendete
den Auftritt mit "Rainbow In The Dark".
Steve Morse gab dann noch einen drauf und spielte mit "Guitar
Strings" einen absolut starken Solo-Titel gemeinsam mit dem
Orchester. Von diesem Song waren viele total beeindruckt und feierten
Steve Morse gebührend. Ein weiteres Highlight war dann "Wring
That Neck". Ian Paice in seinem Element mit einem super Solo.
Aber auch die Bläser haben mir sehr gut gefallen. Dann kam
Ian Gillan auf die Bühne und es folgten Titel wie "Pictures
Of Home" und "Ted The Mechanic". Leider bekomme ich
hier nicht mehr die genaue Reihenfolge jedes einzelnen Titels zusammen.
Dies liegt evtl. auch an der Wucht der Emotionen, die dieses Konzert
hervorrief. Stellenweise dachte ich, dass ich in einer Geflügelfarm
bin, denn meine Frau, meine Tochter und ich bekamen so manches Mal
eine richtige Gänsehaut.
Dann begann der eigentliche Hauptakt des Abends: Jon Lord`s "Concerto
For Group And Orchestra", wie es Ian Gillan ganz achtungsvoll
angesagt hatte. Mit dem Orchester haban Deep Purple meiner Meinung
nach einen Glücksgriff gemacht. Es spielte mit einer richtig
überzeugenden Intensität, klang je nach Passage frisch
und kraftvoll oder in den ruhigeren Teilen gefühlvoll und sehr
virtuos. Aber nicht nur dies, die Orchester-Musiker waren auch stellenweise
richtig körperlich in die Musik vertieft. So rockte z.B. der
junge Mann an der großen Pauke so mit, als sei er ein Mitglied
von Deep Purple. Oder eine schon etwas ältere Violinistin auf
der linken Seite, die kräftig mit dem Kopf schüttelte
und nach jedem Einsatz über das ganze Gesicht strahlte. Das
war Lebensfreude vom Balkan! Auch Ian Gillan ließ sich wahrscheinlich
von der guten Stimmnung beflügeln und brachte zu meinem Erstaunen
in seinen Gesangspart auch noch die für ihn typischen Schreie.
Jon Lord wirkte sehr konzentriert und passte auf, dass jeder Einsatz
auch an der richtigen Stelle kam. Nach jedem Satz gab es natürlich
von dem Großteil des Publikums stehende Ovationen. - Im anschließenden
Teil spielten Deep Purple dann noch "Sometimes I Feel Like
Screaming", "Perfect Strangers", "Highway Star",
"Smoke..." und auch (wie sich im Vorfeld herumgesprochen
hatte) "Fools". Ganz stark, dass sie den Song mit ins
Programm genommen haben, wenn mir auch diese Version nicht an allen
Stellen gefallen hat.
Im Zugabenteil winkte ich dann noch Roger mit "The Aviator
No. 8" zu. Er nickte freundlich und gab mir ein Autogramm auf
das Fanzine und noch ein Plektrum. Dann kam noch Paicey, unterschrieb
auch bei mir und anschließend auf den Eintrittskarten meiner
Tochter und meiner Nichte.
Also bin ich der Meinung: Dieses Konzert wird wohl durch nichts
zu überbieten sein.
pic oben: Christian Meyer zu Natrup
pic unten: Snakebite
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