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Deep Purple - Live 2000
Berlin, ICC, 9.10.2000

von Norbert Lübke

Zu Beginn sei gleich gesagt, dass ich schon den Verdacht hatte, dass dies ein besonderes Konzert werden würde. Aber es hat alle meine Vorstellungen übertroffen, und zu alle dem kann ich überhaupt nicht sagen, wer an diesem Abend der überragenste Musiker war. Steve und Roger in BerlinDenn jeder einzelne, ob Morse, Gillan, Glover, Lord oder Paice hat eine grandiose Leistung gebracht. Und nicht nur diese Fünf, sondern auch alle beteiligten Gastmusiker inkl. Orchester, Dio und Miller Anderson (wobei letzterer für mich etwas zu kurz kam). So begannen Jon Lord und Miller Anderson begleitet vom Romanian Philharmonic Orchestra mit "Pictured Within". Ein super Einstand! Dann folgte ein Wahnsinns-Auftritt von Ronnie James Dio. Oh yeah, hat der noch eine Stimme! Der brachte auch gleich richtig gute Stimmung in den bis auf wenige Plätze gefüllten Saal. Bei "Love Is All" klatschten fast alle mit. Es gab sogar einige Reihen, die sich spontan unterhakelten und schunkelten. Das gabs ja wohl noch nie bei einem Deep Purple-Konzert. Dio präsentierte dann noch "Fever Dreams" von seiner aktuellen CD und beendete den Auftritt mit "Rainbow In The Dark".
Steve Morse gab dann noch einen drauf und spielte mit "Guitar Strings" einen absolut starken Solo-Titel gemeinsam mit dem Orchester. Von diesem Song waren viele total beeindruckt und feierten Steve Morse gebührend. Ein weiteres Highlight war dann "Wring That Neck". Ian Paice in seinem Element mit einem super Solo. Aber auch die Bläser haben mir sehr gut gefallen. Dann kam Ian Gillan auf die Bühne und es folgten Titel wie "Pictures Of Home" und "Ted The Mechanic". Leider bekomme ich hier nicht mehr die genaue Reihenfolge jedes einzelnen Titels zusammen. Dies liegt evtl. auch an der Wucht der Emotionen, die dieses Konzert hervorrief. Stellenweise dachte ich, dass ich in einer Geflügelfarm bin, denn meine Frau, meine Tochter und ich bekamen so manches Mal eine richtige Gänsehaut.
Dann begann der eigentliche Hauptakt des Abends: Jon Lord`s "Concerto For Group And Orchestra", wie es Ian Gillan ganz achtungsvoll angesagt hatte. Mit dem Orchester haban Deep Purple meiner Meinung nach einen Glücksgriff gemacht. Es spielte mit einer Ian und Jon in Berlinrichtig überzeugenden Intensität, klang je nach Passage frisch und kraftvoll oder in den ruhigeren Teilen gefühlvoll und sehr virtuos. Aber nicht nur dies, die Orchester-Musiker waren auch stellenweise richtig körperlich in die Musik vertieft. So rockte z.B. der junge Mann an der großen Pauke so mit, als sei er ein Mitglied von Deep Purple. Oder eine schon etwas ältere Violinistin auf der linken Seite, die kräftig mit dem Kopf schüttelte und nach jedem Einsatz über das ganze Gesicht strahlte. Das war Lebensfreude vom Balkan! Auch Ian Gillan ließ sich wahrscheinlich von der guten Stimmnung beflügeln und brachte zu meinem Erstaunen in seinen Gesangspart auch noch die für ihn typischen Schreie. Jon Lord wirkte sehr konzentriert und passte auf, dass jeder Einsatz auch an der richtigen Stelle kam. Nach jedem Satz gab es natürlich von dem Großteil des Publikums stehende Ovationen. - Im anschließenden Teil spielten Deep Purple dann noch "Sometimes I Feel Like Screaming", "Perfect Strangers", "Highway Star", "Smoke..." und auch (wie sich im Vorfeld herumgesprochen hatte) "Fools". Ganz stark, dass sie den Song mit ins Programm genommen haben, wenn mir auch diese Version nicht an allen Stellen gefallen hat.
Im Zugabenteil winkte ich dann noch Roger mit "The Aviator No. 8" zu. Er nickte freundlich und gab mir ein Autogramm auf das Fanzine und noch ein Plektrum. Dann kam noch Paicey, unterschrieb auch bei mir und anschließend auf den Eintrittskarten meiner Tochter und meiner Nichte.
Also bin ich der Meinung: Dieses Konzert wird wohl durch nichts zu überbieten sein.

pic oben: Christian Meyer zu Natrup
pic unten: Snakebite