von Fabian Bigger
Es
hatte schon den ganzen Morgen geschneit in den Schweizer Bergen
und es änderte sich auch nichts daran als Deep Purple um 14.30
Uhr mittels Pistenfahrzeug zur Bühne befördert wurden.
Trotzdem war die Stimmung gleich beim Opener "Woman From Tokyo"
gut. Die Jungs waren glänzend aufgelegt und offensichtlich
schwer vom Publikum beeindruckt, welches die ganze Zeit über
im starken Schneegestöber auszuharren hatte, was angesichts
des tollen Konzerts allerdings auch nicht schwer fiel. Zwar bereitete
die Kälte der Band, insbesondere Steve Morse und Roger Glover,
zu Beginn sichtlich Mühe, was sich jedoch nicht negativ auf
deren Spiel auswirkte. Sogleich wurden die Musiker dann auch mit
Wärmebeuteln, Wärmelappen und Handschuhen versorgt. Ian
Gillan schrie sich die höchsten Töne aus dem Leib, filmte
die Gesangspausen fleißig mit seiner Handkamera (siehe Foto)
und wagte sich - obwohl nur mit Kurzarm-Hawaiihemd bekleidet - sogar
hinaus in den Schnee. Little Ian und Roger groovten, was das Zeug
hielt, und Jon und Steve tobten sich in ihren Soli aus wie Kleinkinder.
Zu meiner großen Freude wurde "Fools" gespielt (geniale,
kraftvolle Version mit verlängertem Zwischenteil). Vermisst
habe ich hingegen das obligate "Perfect Strangers" sowie
"Hush". Und da wären wir auch schon bei meinem einzigen
Kritikpunkt: Die Songauswahl. Meiner Meinung nach werden zu selten
Veränderungen im Set (wie in diesem Fall "Fools")
vorgenommen. Statt jedes Mal "Pictures Of Home" und "Lazy"
könnte man doch auch mal Songs wie "Rat Bat Blue",
"Living Wreck" oder "Flight Of The Rat" zum
Besten geben. Auch "Anya" und "Knocking At Your Back
Door" wären wieder einmal fällig.
Ansonsten gab es aber nichts zu bemängeln, im Gegenteil! So
kamen beispielsweise "Bloodsucker" und "When A Blind
Man Cries" hervorragend rüber. Höhepunkt war jedoch
"Speed King": Wie gewohnt wurde im Zwischenteil gehörig
improvisiert. Ian Gillan ließ es sich nicht nehmen, in Schweizer
Art zu jodeln, und Jon Lord steuerte ebenfalls etwas "Volkstümliches"
bei. Ausserdem gab es wie auf "Total Abandon" Rock`n`Roll
in bester Buddy Holly-Manier. Auch das Duell Morse/Lord durft nicht
fehlen und gipfelte einmal mehr in einem in Lichtgeschwindigkeit
ausgetragenen Finale. Leider gab es danach nur noch zwei Zugaben
und schon war`s vorbei. Wir hätten gerne noch länger in
der Kälte gestanden...
P.S. Ironischerweise schloss der Himmel keine zwei Minuten nach
dem Verklingen der letzten purpurnen Töne seine Schleusen,
und die Sonne zeigte sich dann doch noch.
Setlist: Woman From Tokyo / Pictures Of Home / Bloodsucker / Sometimes
I Feel Like Screaming / Smoke On The Water (Intro: Stairway To Heaven,
Purple Haze, You really Got Me...) / Fools / Steve Morse-Solo /
Black Night / When A Blind Man Cries / Jon Lord-Solo / Speed King
// Lazy / Highway Star
pic: Günther Mrowietz
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