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Deep Purple - Live 2000
Schweiz, Kleine Scheidegg, 15.04.2000

von Ralph Binder

Zusammen mit "Mit-Aviator" Jürgen Emmes und zwei Nichtmitgliedern, welche aber auch große DP-Fans sind, gings also am Samstag morgen gegen 6:15 Uhr mit Zielrichtung Schweiz los. Die Spannung bzw. Vorfreude auf das, was wir dort erleben würden, war deutlich zu spüren - trotz des Regens (welcher bis zum Ziel anhielt). Da auf der Autobahn Richtung Süden einiges los war, und wir des Öfteren nur im Schritttempo vorwärtskamen, erreichten wir Grindelwald erst so gegen 12:45 Uhr.
Das Auto war schnell abgestellt, und bald darauf saßen wir in der Zahnradbahn zur "Hohen Scheidegg". Der Regen prasselte immer noch in Strömen. Endlich setzte sich der Zug in Bewegung. Roger und Jon auf der Kleinen ScheideggMit steigender Höhe wurde aus dem Regen Schneeregen, aus dem Schneeregen schließlich großflockiger dichter Schnee. Nach ca. 25minütiger Fahrt war endlich die "Hohe Scheidegg" erreicht: Ein typisches Skigebiet, in welchem man ganz und gar nicht ein Musik-Open-Air erwarten würde. Nach einigen Schritten vorbei an diversen Verkaufsständen und Après-Ski-Zelten, gelangten wir zum eigentlichen Festival-Gelände. Unsere Eintrittskarten mussten wir am Eintritt abgeben, was wir natürlich unter gehörigem Protest taten, denn dieses Souvenier (Abbildung siehe ganz unten) wollte natürlich jeder behalten; aber nach einer kleinen Aufklärung des Ordnungspersonals wurde uns mitgeteilt, dass die Tickets nach der Show wieder am Ausgang zur Mitnahme bereit lägen. Dann bekamen wir das erste Mal den Veranstaltungsort zu Gesicht: Die Bühne lag in einer Senke, so dass man von jedem Platz aus relativ gute Sicht hatte. Leider aber nicht zum panoramischen Umfeld, da die Wolken sehr tief hangen und den Blick z.B. auf "Jungfrau" oder "Eiger" verhüllten. Weil zu dieser Zeit nicht übermäßig viel los war, konnten wir uns problemlos nach vorne drängen bis wir letztendlich ca. 15 m von der Bühne entfernt stehen blieben. Die erste Vorgruppe hatten wir nicht mitbekommen, und die zweite lag gerade in ihren letzten Zügen, was uns auch nicht gerade unfroh stimmte, denn es gab ja nur einen einzigen Anlass unseres Daseins. Ich hatte meine "Aviator Days 2000-Karte" in der Hoffnung umgehängt, dass, wenn noch andere Aviatoren da sein sollten, man sich auch gleich erkennt. Und tatsächlich - Jürgen und ich standen noch nicht lange dort, als uns ein schweizer "Aviator" ansprach, welcher aus entfernungstechnischen Gründen nicht an den "Aviator Days 2000" teilnahm. Es war Felix Waldispühl aus Zürich, der sich ebenso wie wir freute, jemanden aus dem Fan-Club getroffen zu haben.
Dann, es war ca. 14:30 Uhr, sah man neben der Bühne ein kleines Schneemobil anfahren, in welchem man schon schemenhaft die Purple-Jungs erkennen konnte. Natürlich gab es gleich ein großes Gejohle. Und dann betraten sie die Bühne: Roger (mit Sonnenbrille und blauem Kopftuch), Steve (eine langärmlige schwarze Jacke über sein buntes Muskelshirt gezogen), Paicey (rotes Kopftuch, dunkles Sweatshirt), Jon (mit braunem Pelzmantel) und zu guter letzt Ian, der zur Verwunderung aller ein kurzärmeliges(!!) Hawaiihemd trug - ich meine, es waren ja nicht gerade sommerliche Temperaturen dort oben... Aber egal, wahrscheinlich wird ihm die Kälte recht gut getan haben, denn seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war die vorherige Nacht doch recht lange gewesen. Auch Steve war ein wenig blass um die Nase, lächelte aber trotzdem ständig, so wie man es von ihm gewöhnt ist.
Ian Gillan kam mit einem Camcorder auf die Bühne, um als allererstes das frenetisch im Schnee feiernde Publikum zu filmen. Während des Konzerts griff er des Öfteren zu der Kamera, um nicht nur die Leute, sondern auch die Aktivitäten auf der Bühne, quasi "hautnah" mitzufilmen. Denn bestimmt hat die Band so einen Auftritt, also im Schnee, auch noch nicht oft erlebt.
Los ging es mit "Woman From Tokyo", bei dem die Musiker vielleicht noch etwas mit der Kälte zu kämpfen hatten, denn die Nummer wirkte ein wenig steif und verhalten. Bis auf Ian, der sofort "voll" da war. Aber schon bei dem zweiten Stück "Pictures Of Home" wirkte die Band warmgespielt und durch nichts mehr abzuschrecken. Danach folgten "Bloodsucker", "Sometimes I Feel Like Screaming" und "Smoke On The Water", das Steve diesmal mit so bekannte Klassikern wie z.B. Jimi Hendrix` "Purple Haze", dem Gitarrensolo-Part von "Stairway To Heaven" oder mit "You Really Got Me" einleitete. Die nächste Nummer war garantiert nicht nur für mich eine Premiere, denn mit "Fools" wurde ein Stück angestimmt, das in der Vergangenheit noch nie live dargeboten wurde. Ein langgezogender Solopart ließ "Fools" zu einem echten Highlight des Konzertes werden. Danach war Steve mit seinem Solo an der Reihe: Exzellent, was er so alles aus seinem 6-Saiter heraus holte. Das reichte von rockigen Elementen bis hin zu Echo-Parts, die stellenweise an Brian May erinnerten.
Ian und Steve auf der Kleinen ScheideggNahtlos gings, nachdem der Rest der Band die Bühne wieder betreten hatte, in "Black Night" über. Gefolgt von der Soloeinlage Jon`s, welche mit "schweizer Volkslied"-, Piano- und natürlich Hammond-Einlagen versetzt war. "When A Blind Man Cries" und "Speed King" (inklusive Roger`s Bass-Solo und Paicey`s "der spielt mit einer Hand schneller als manch anderer mit zwei" Drum-Solo) bildeten den Abschluss des regulären Sets. Natürlich war jedem klar, dass die Band ein weiteres Mal auf die Bühne kommt, um die obligatorischen Zugaben zu spielen. So war`s dann auch: Zuerst zeigte Ian sein durchaus beachtliches Jodeltalent, dann folgten "Lazy" und - zu guter Letzt - "Highway Star".
1 3/4 Stunden waren seit Konzertbeginn vergangen, und die Zeit verging wie im Flug. Schade eigentlich, denn ich hätte mir noch einiges mehr anhören können. Was Deep Purple an diesem Nachmittag bot, war nicht nur ein ganz normales Konzert, sondern mitunter eine Greatest-Hits-Vorstellung: Nicht eine Nummer des aktuellen Albums "Abandon", allerdings wurden auf der anderen Seite auch Klassiker wie z.B. "Strange Kind Of Woman" oder "Perfect Strangers" ausgelassen. Aber wen juckt`s? Die Band hatte ihren Spaß, und die Leute sowieso. Das war deutlich zu spüren.
Für mich, und aber bestimmt auch für andere, war es ein einmaliges Erlebnis, auch wenn die äußeren Bedingungen nicht gerade angenehm waren. Die Reise in die Schweiz hat sich auf alle Fälle mehr als gelohnt, und vielleicht ist man ja in der glücklichen Lage, so etwas noch einmal miterleben zu dürfen. Vielleicht einmal bei einem Sommer-Open-Air, wo das Ambiente mit den umliegenden Bergen einen noch weitaus größeren Eindruck hinterlassen würde. Warten wir`s einfach ab...

E-Mail Ralph Binder

pics: Günther Mrowietz


Eintrittskarte