von Ralph Binder
Zusammen mit "Mit-Aviator" Jürgen Emmes und zwei
Nichtmitgliedern, welche aber auch große DP-Fans sind, gings
also am Samstag morgen gegen 6:15 Uhr mit Zielrichtung Schweiz los.
Die Spannung bzw. Vorfreude auf das, was wir dort erleben würden,
war deutlich zu spüren - trotz des Regens (welcher bis zum
Ziel anhielt). Da auf der Autobahn Richtung Süden einiges los
war, und wir des Öfteren nur im Schritttempo vorwärtskamen,
erreichten wir Grindelwald erst so gegen 12:45 Uhr.
Das Auto war schnell abgestellt, und bald darauf saßen wir
in der Zahnradbahn zur "Hohen Scheidegg". Der Regen prasselte
immer noch in Strömen. Endlich setzte sich der Zug in Bewegung.
Mit
steigender Höhe wurde aus dem Regen Schneeregen, aus dem Schneeregen
schließlich großflockiger dichter Schnee. Nach ca. 25minütiger
Fahrt war endlich die "Hohe Scheidegg" erreicht: Ein typisches
Skigebiet, in welchem man ganz und gar nicht ein Musik-Open-Air
erwarten würde. Nach einigen Schritten vorbei an diversen Verkaufsständen
und Après-Ski-Zelten, gelangten wir zum eigentlichen Festival-Gelände.
Unsere Eintrittskarten mussten wir am Eintritt abgeben, was wir
natürlich unter gehörigem Protest taten, denn dieses Souvenier
(Abbildung siehe ganz unten) wollte natürlich jeder behalten;
aber nach einer kleinen Aufklärung des Ordnungspersonals wurde
uns mitgeteilt, dass die Tickets nach der Show wieder am Ausgang
zur Mitnahme bereit lägen. Dann bekamen wir das erste Mal den
Veranstaltungsort zu Gesicht: Die Bühne lag in einer Senke,
so dass man von jedem Platz aus relativ gute Sicht hatte. Leider
aber nicht zum panoramischen Umfeld, da die Wolken sehr tief hangen
und den Blick z.B. auf "Jungfrau" oder "Eiger"
verhüllten. Weil zu dieser Zeit nicht übermäßig
viel los war, konnten wir uns problemlos nach vorne drängen
bis wir letztendlich ca. 15 m von der Bühne entfernt stehen
blieben. Die erste Vorgruppe hatten wir nicht mitbekommen, und die
zweite lag gerade in ihren letzten Zügen, was uns auch nicht
gerade unfroh stimmte, denn es gab ja nur einen einzigen Anlass
unseres Daseins. Ich hatte meine "Aviator Days 2000-Karte"
in der Hoffnung umgehängt, dass, wenn noch andere Aviatoren
da sein sollten, man sich auch gleich erkennt. Und tatsächlich
- Jürgen und ich standen noch nicht lange dort, als uns ein
schweizer "Aviator" ansprach, welcher aus entfernungstechnischen
Gründen nicht an den "Aviator Days 2000" teilnahm.
Es war Felix Waldispühl aus Zürich, der sich ebenso wie
wir freute, jemanden aus dem Fan-Club getroffen zu haben.
Dann, es war ca. 14:30 Uhr, sah man neben der Bühne ein kleines
Schneemobil anfahren, in welchem man schon schemenhaft die Purple-Jungs
erkennen konnte. Natürlich gab es gleich ein großes Gejohle.
Und dann betraten sie die Bühne: Roger (mit Sonnenbrille und
blauem Kopftuch), Steve (eine langärmlige schwarze Jacke über
sein buntes Muskelshirt gezogen), Paicey (rotes Kopftuch, dunkles
Sweatshirt), Jon (mit braunem Pelzmantel) und zu guter letzt Ian,
der zur Verwunderung aller ein kurzärmeliges(!!) Hawaiihemd
trug - ich meine, es waren ja nicht gerade sommerliche Temperaturen
dort oben... Aber egal, wahrscheinlich wird ihm die Kälte recht
gut getan haben, denn seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war
die vorherige Nacht doch recht lange gewesen. Auch Steve war ein
wenig blass um die Nase, lächelte aber trotzdem ständig,
so wie man es von ihm gewöhnt ist.
Ian Gillan kam mit einem Camcorder auf die Bühne, um als allererstes
das frenetisch im Schnee feiernde Publikum zu filmen. Während
des Konzerts griff er des Öfteren zu der Kamera, um nicht nur
die Leute, sondern auch die Aktivitäten auf der Bühne,
quasi "hautnah" mitzufilmen. Denn bestimmt hat die Band
so einen Auftritt, also im Schnee, auch noch nicht oft erlebt.
Los ging es mit "Woman From Tokyo", bei dem die Musiker
vielleicht noch etwas mit der Kälte zu kämpfen hatten,
denn die Nummer wirkte ein wenig steif und verhalten. Bis auf Ian,
der sofort "voll" da war. Aber schon bei dem zweiten Stück
"Pictures Of Home" wirkte die Band warmgespielt und durch
nichts mehr abzuschrecken. Danach folgten "Bloodsucker",
"Sometimes I Feel Like Screaming" und "Smoke On The
Water", das Steve diesmal mit so bekannte Klassikern wie z.B.
Jimi Hendrix` "Purple Haze", dem Gitarrensolo-Part von
"Stairway To Heaven" oder mit "You Really Got Me"
einleitete. Die nächste Nummer war garantiert nicht nur für
mich eine Premiere, denn mit "Fools" wurde ein Stück
angestimmt, das in der Vergangenheit noch nie live dargeboten wurde.
Ein langgezogender Solopart ließ "Fools" zu einem
echten Highlight des Konzertes werden. Danach war Steve mit seinem
Solo an der Reihe: Exzellent, was er so alles aus seinem 6-Saiter
heraus holte. Das reichte von rockigen Elementen bis hin zu Echo-Parts,
die stellenweise an Brian May erinnerten.
Nahtlos
gings, nachdem der Rest der Band die Bühne wieder betreten
hatte, in "Black Night" über. Gefolgt von der Soloeinlage
Jon`s, welche mit "schweizer Volkslied"-, Piano- und natürlich
Hammond-Einlagen versetzt war. "When A Blind Man Cries"
und "Speed King" (inklusive Roger`s Bass-Solo und Paicey`s
"der spielt mit einer Hand schneller als manch anderer mit
zwei" Drum-Solo) bildeten den Abschluss des regulären
Sets. Natürlich war jedem klar, dass die Band ein weiteres
Mal auf die Bühne kommt, um die obligatorischen Zugaben zu
spielen. So war`s dann auch: Zuerst zeigte Ian sein durchaus beachtliches
Jodeltalent, dann folgten "Lazy" und - zu guter Letzt
- "Highway Star".
1 3/4 Stunden waren seit Konzertbeginn vergangen, und die Zeit verging
wie im Flug. Schade eigentlich, denn ich hätte mir noch einiges
mehr anhören können. Was Deep Purple an diesem Nachmittag
bot, war nicht nur ein ganz normales Konzert, sondern mitunter eine
Greatest-Hits-Vorstellung: Nicht eine Nummer des aktuellen Albums
"Abandon", allerdings wurden auf der anderen Seite auch
Klassiker wie z.B. "Strange Kind Of Woman" oder "Perfect
Strangers" ausgelassen. Aber wen juckt`s? Die Band hatte ihren
Spaß, und die Leute sowieso. Das war deutlich zu spüren.
Für mich, und aber bestimmt auch für andere, war es ein
einmaliges Erlebnis, auch wenn die äußeren Bedingungen
nicht gerade angenehm waren. Die Reise in die Schweiz hat sich auf
alle Fälle mehr als gelohnt, und vielleicht ist man ja in der
glücklichen Lage, so etwas noch einmal miterleben zu dürfen.
Vielleicht einmal bei einem Sommer-Open-Air, wo das Ambiente mit
den umliegenden Bergen einen noch weitaus größeren Eindruck
hinterlassen würde. Warten wir`s einfach ab...
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Ralph Binder
pics: Günther Mrowietz
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