von Lars Wehmeyer
Setlist:
Highway Star
Mary Long
I'm Alone
Pictures Of Home
Haunted
Speed King
Well Dressed Guitar
Lazy
I Got Your Number
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Steve Morse Solo
Smoke On The Water
Space Trucking
Zugaben:
Hush
Black Night
Als erstes ist wohl ein Lob an die Organisatoren des Hessentages
fällig: bei der großen Menge an Zuschauern war es schon
beachtlich, wie geordnet und organisiert das ganze Event ablief.
Die letzten Songs der Vorband hörten wir beim Anstehen am
Einlass, daher kein weiterer Kommentar. Die "Vorgruppe"
Lynyrd Skynyrd hat mir sehr gut gefallen, fast alle Songs hatte
ich schonmal irgendwie gehört. Während "Sweet Home
Alabama" und "Free Bird" standen wir gerade am Bierstand
(selbige waren übrigens nicht sonderlich gut
organisiert...), was dazu führte, dass wir während der
Umbaupause einen recht guten Platz vor der Bühne ergattern
konnten.
Deep Purple lieferten eine gute Show ab, der Sound kam mir persönlich
zwar bei Lynyrd Skynyrd fast noch etwas besser vor, aber die Lautstärke
und der Klang waren absolut in Ordnung. "Highway Star"
als Opener legte den Grundstein für gute Stimmung, alle Akteure
waren mit viel Spaß bei der Sache, und Gillans Stimme kam
mir weit besser vor
als bei manch anderem Konzert. Auch meine Bedenken bezüglich
Don Airey wurden zerschlagen: er hat sich perfekt in die Band eingefügt,
spielt die alten "Lord"-Songs überzeugend, wenn auch
mit seinem eigenen Stil - aber das ist auch gut so, wer würde
schon eine Jon Lord-Kopie einem Don Airey-Original vorziehen?
Nach "Mary Long" kam mit "I'm Alone" der erste
der von Roger Glover im Vorfeld angekündigten "new old"
songs - eine gute Livenummer, die dem Publikum aber nicht gerade
geläufig zu sein schien. "Pictures Of Home" war wie
fast immer einer meiner persönlichen Favoriten. Als Ian Paice
in die Improvisation zwischen den Stücken in seinen
berühmt-berüchtigten Trommelwirbel ausbricht, ist klar,
was kommt.
Es folgt das erste Stück des neuen "Bananas"-Albums:
"Haunted". Eine Ballade, die mir persönlich etwas
zu glatt daherkommt und den starken, typischen Deep Purple-Sound
nicht recht nutzen kann. Trotzdem ein nettes Stück. Spannend
ist die Frage, inwieweit Steves Intro auch auf der Platte zu hören
sein wird.
"Speed King", von Ian Gillan als "Song with only
three words in it" angekündigt, ist dann wieder ein Vertreter
der wohlbekannten Songs. Danach dürfen sich hauptsächlich
Don Airey und Steve Morse bei der "Well Dressed Guitar"
'(einem Stück "with only a single word in it") austoben.
Es ist schon sehenswert, wie die beiden das extrem schnelle Stück
mit einer Präzision zelebrieren, die nur vom (an dieser Stelle)
etwas breiigen Sound getrübt wird - vielleicht liegt's am etwas
zu opulenten Synthesizer-Einsatz?
Mit "Lazy" dann wieder ein Klassiker, gefolgt vom zweiten
neuen ("new new") Song. "I Got Your Number"
ist ein Deep Purple-Stück. Durch seine recht komplexe Struktur
beim ersten Hören nicht direkt eingängig, aber es gefällt
(mir zumindest) auf Anhieb. Nach einer Bridge und einem (zumindest
live) recht gewöhnungsbedürftigen Schluss ist klar: wenn
das neue Album mehr Songs von diesem Kaliber enthält, darf
man zu recht gespannt sein!
Es folgt Don Aireys Solo - beeindruckend, wie er Klavier und Orchestersounds
mit Synthie-Klängen mischt, um eine Demonstration seines Könnens
zu geben. Bach, Mozarts "Alla Turca" und das Star Wars
Thema sowie einige andere Stücke verschmelzen zu einem gewaltigen
Höreindruck. Der Wechsel zur Hammond erfolgt mit einem heftigen
Schlag auf das altehrwürdige Instrument, das diese Misshandlung
mit recht interessanten Donner-Klängen erträgt. Nein,
Don Airey ist nicht Jon Lord, aber er ist verdammt gut - und, wie
es aussieht, ist er auch gut für Deep Purple. Das Zusammenspiel
mit Steve, besonders beim Solo-Duell, scheint beiden viel Spass
zu machen. Einmal an der Hammond
angekommen, leitet Don dann gekonnt zum Intro für "Perfect
Strangers" über, das ich so verzerrt und mächtig
von Jon noch nicht gehört habe. Auch dieser Song ein Highlight.
Steve Morses Solo bietet verglichen mit vergangenen Shows nicht
viel Neues, die altbekannte "Sendersuche" auf der Gitarre
und einige (viele!) Anspielungen auf bekannte Rocksongs, die man
früher oder später erkennt. Danach kommt es dann, wie
es kommen muss: nach einigem geräuschvollen Griffbrett-Geschrubbe
ertönen die Noten, die das
Publikum am meisten liebt: "Smoke On The Water". An dieser
Stelle scheinen die Jungs am Mischpult noch einmal alles gegeben
zu haben: der Sound wird zunehmend lauter und leider auch schlechter.
Die üblichen Mitsingparts werden recht kurz gehalten - weil
das Publikum schon bei der ersten Aufforderung alles gibt?
Schließlich folgt noch "Space Truckin'", das gleichzeitig
das Ende des regulären Sets einläutet. Schade, dass hier
eine geradezu radiotaugliche Version mit extrem verkürztem
Solo geboten wurde, das Stück bietet Platz für wesentlich
mehr Improvisation. Da ist man von gewissen Deep Purple Tribute
Bands besseres gewöhnt...
Die erste Zugabe "Hush" zeigte Don Airey nochmal in Hochform,
er ist halt ein Könner auf der Hammond. "Black Night"
wurde von Steve mit Publikums-Mitsingparts verlängert - ein
passendes Ende für ein gelungenes Konzert!
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