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Deep Purple - Live 2003
Bad Arolsen, Richard-Beckmann-Stadion, 18.06.2003

von Lars Wehmeyer

Setlist:

Highway Star
Mary Long
I'm Alone
Pictures Of Home
Haunted
Speed King
Well Dressed Guitar
Lazy
I Got Your Number
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Steve Morse Solo
Smoke On The Water
Space Trucking

Zugaben:
Hush
Black Night

Als erstes ist wohl ein Lob an die Organisatoren des Hessentages fällig: bei der großen Menge an Zuschauern war es schon beachtlich, wie geordnet und organisiert das ganze Event ablief.

Die letzten Songs der Vorband hörten wir beim Anstehen am Einlass, daher kein weiterer Kommentar. Die "Vorgruppe" Lynyrd Skynyrd hat mir sehr gut gefallen, fast alle Songs hatte ich schonmal irgendwie gehört. Während "Sweet Home Alabama" und "Free Bird" standen wir gerade am Bierstand (selbige waren übrigens nicht sonderlich gut organisiert...), was dazu führte, dass wir während der Umbaupause einen recht guten Platz vor der Bühne ergattern konnten.

Deep Purple lieferten eine gute Show ab, der Sound kam mir persönlich zwar bei Lynyrd Skynyrd fast noch etwas besser vor, aber die Lautstärke und der Klang waren absolut in Ordnung. "Highway Star" als Opener legte den Grundstein für gute Stimmung, alle Akteure waren mit viel Spaß bei der Sache, und Gillans Stimme kam mir weit besser vor als bei manch anderem Konzert. Auch meine Bedenken bezüglich Don Airey wurden zerschlagen: er hat sich perfekt in die Band eingefügt, spielt die alten "Lord"-Songs überzeugend, wenn auch mit seinem eigenen Stil - aber das ist auch gut so, wer würde schon eine Jon Lord-Kopie einem Don Airey-Original vorziehen?

Nach "Mary Long" kam mit "I'm Alone" der erste der von Roger Glover im Vorfeld angekündigten "new old" songs - eine gute Livenummer, die dem Publikum aber nicht gerade geläufig zu sein schien. "Pictures Of Home" war wie fast immer einer meiner persönlichen Favoriten. Als Ian Paice in die Improvisation zwischen den Stücken in seinen berühmt-berüchtigten Trommelwirbel ausbricht, ist klar, was kommt.

Es folgt das erste Stück des neuen "Bananas"-Albums: "Haunted". Eine Ballade, die mir persönlich etwas zu glatt daherkommt und den starken, typischen Deep Purple-Sound nicht recht nutzen kann. Trotzdem ein nettes Stück. Spannend ist die Frage, inwieweit Steves Intro auch auf der Platte zu hören sein wird.

"Speed King", von Ian Gillan als "Song with only three words in it" angekündigt, ist dann wieder ein Vertreter der wohlbekannten Songs. Danach dürfen sich hauptsächlich Don Airey und Steve Morse bei der "Well Dressed Guitar" '(einem Stück "with only a single word in it") austoben. Es ist schon sehenswert, wie die beiden das extrem schnelle Stück mit einer Präzision zelebrieren, die nur vom (an dieser Stelle) etwas breiigen Sound getrübt wird - vielleicht liegt's am etwas zu opulenten Synthesizer-Einsatz?

Mit "Lazy" dann wieder ein Klassiker, gefolgt vom zweiten neuen ("new new") Song. "I Got Your Number" ist ein Deep Purple-Stück. Durch seine recht komplexe Struktur beim ersten Hören nicht direkt eingängig, aber es gefällt (mir zumindest) auf Anhieb. Nach einer Bridge und einem (zumindest live) recht gewöhnungsbedürftigen Schluss ist klar: wenn das neue Album mehr Songs von diesem Kaliber enthält, darf man zu recht gespannt sein!

Es folgt Don Aireys Solo - beeindruckend, wie er Klavier und Orchestersounds mit Synthie-Klängen mischt, um eine Demonstration seines Könnens zu geben. Bach, Mozarts "Alla Turca" und das Star Wars Thema sowie einige andere Stücke verschmelzen zu einem gewaltigen Höreindruck. Der Wechsel zur Hammond erfolgt mit einem heftigen Schlag auf das altehrwürdige Instrument, das diese Misshandlung mit recht interessanten Donner-Klängen erträgt. Nein, Don Airey ist nicht Jon Lord, aber er ist verdammt gut - und, wie es aussieht, ist er auch gut für Deep Purple. Das Zusammenspiel mit Steve, besonders beim Solo-Duell, scheint beiden viel Spass zu machen. Einmal an der Hammond angekommen, leitet Don dann gekonnt zum Intro für "Perfect Strangers" über, das ich so verzerrt und mächtig von Jon noch nicht gehört habe. Auch dieser Song ein Highlight.

Steve Morses Solo bietet verglichen mit vergangenen Shows nicht viel Neues, die altbekannte "Sendersuche" auf der Gitarre und einige (viele!) Anspielungen auf bekannte Rocksongs, die man früher oder später erkennt. Danach kommt es dann, wie es kommen muss: nach einigem geräuschvollen Griffbrett-Geschrubbe ertönen die Noten, die das Publikum am meisten liebt: "Smoke On The Water". An dieser Stelle scheinen die Jungs am Mischpult noch einmal alles gegeben zu haben: der Sound wird zunehmend lauter und leider auch schlechter. Die üblichen Mitsingparts werden recht kurz gehalten - weil das Publikum schon bei der ersten Aufforderung alles gibt?

Schließlich folgt noch "Space Truckin'", das gleichzeitig das Ende des regulären Sets einläutet. Schade, dass hier eine geradezu radiotaugliche Version mit extrem verkürztem Solo geboten wurde, das Stück bietet Platz für wesentlich mehr Improvisation. Da ist man von gewissen Deep Purple Tribute Bands besseres gewöhnt...

Die erste Zugabe "Hush" zeigte Don Airey nochmal in Hochform, er ist halt ein Könner auf der Hammond. "Black Night" wurde von Steve mit Publikums-Mitsingparts verlängert - ein passendes Ende für ein gelungenes Konzert!