von Wolle
Pünktlich um 18.30Uhr traf ich mich mit Freund Ralf aus Detmold,
mit dem ich gemeinsam 1998 das letzte mal bei DP war, vor dem Eingang.
Die "Vorgruppe"(??) Lynyrd Skynyrd war bis dato für
mich ein unbeschriebenes Blatt. Erst bei "Sweet home Alabama"
wurde mir bewusst: Das hast du schon mal irgend wann, irgendwo gehört.
Man konnte wirklich gut "mitgehen" bei all diesen Stücken,
fetzig, rockig, wirklich OK.
Aber eigentlich war ich ja dort um "meine Jungs" von DP
zu sehen. Ziemlich weit vorne sogar und mit Digitalkamara ausgerüstet.
Mein subjektiver Eindruck: Deep Purple sind satt, müde, lust-
und einfallslos geworden.
Es fängt bei einer eher mäßigen Lightshow an, ohne
Laser natürlich. Fast während des (nur knapp 90 Minuten)
gesamten Konzertes wurde dafür jede Menge "Rauch"
verblasen, viel Rauch - um was? Bass und Schlagzeug waren wie immer
perfekt aufeinander abgestimmt und hatten einen hohen Wiedererkennungswert.
Die beiden klangen wirklich noch nach Purple. Aber ein eher gelangweilter,
stimmlich eingeschränkter und müde wirkender Ian G. "rotzte"
mal so eben nach einem mittelschweren Hustenanfall, zwischen Schlagzeug
und Keyboard hin - wie appetitlich. Vielleicht war er nicht ganz
gesund. Ian stand häufig im Hintergrund und schüttelte
eher sporadisch seine "Kinderrassel" (ein normalerweise
sehr effektiv einsetzbarer Schellenring).
Mir ist besonders die immer irgendwie gleich klingende ( und ewig
übersteuerte) Gitarre von Steve M. ins Ohr gefallen. Bei der
guten alten "Ballade" (wie angekündigt!) vom "Speed
King", empfand ich sie als so etwas, wie einen Fremdkörper
in dieser Musik, welcher den Song ziemlich fremdartig erklingen
ließ. Ähnliches wäre auch von "Black Night"
und auch anderen uralttiteln Titeln zu berichten. Hier fehlten mir
zum ersten Mal die filigranen, einfallsreichen Finger von Ritchie
B.
Kommen wir zu den Tasten! Noch nie habe ich bei Purple einen so
"dünnen" Keyboardsound gehört. Trotz des Solos,
in dem auch die deutsche Nationalhymne (sie war so lange annehmbar
bis die Leadgitarre dazu kam) angespielt wurde, ist es für
mich immer deutlicher und unüberhörbarer geworden. Hier
krankt die gesamte Sounddynamik der Gruppe doch sehr. Mit dem virtuosen
Spiel von Maestro Jon Lord, hatte dies nicht mehr viel gemeinsam.
Sie sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst und stürzen auf
diese Weise ihr eigenes Denkmal. Würden sie heute noch in Rente
gehen, ich würde sie nicht vermissen... (das hat Jon Lord wohl
richtig gemacht)
Ich weiß nicht wirklich wie oft ich seit 1973 DP Konzerte
gesehen habe, aber ich war noch nie so frustriert von dannen gegangen.
Ich möchte mich schon vorher bei allen Kritikern entschuldigen
die das anders sehen! (andere kritiken sind weniger vernichtend)
Niemand bedauert dies mehr als ich, aber für mich ist hier
etwas abgestorben, das unter allen Umständen am Leben gehalten
werden soll! Für mich (und Freund Ralf, der es ähnlich
sah) war dieses Mal, wahrscheinlich das letzte Mal gewesen. (sag
niemals nie).
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