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Deep Purple - Live 2003
Berlin, Wuhlheide, 17.06.2003

von Wolle

Pünktlich um 18.30Uhr traf ich mich mit Freund Ralf aus Detmold, mit dem ich gemeinsam 1998 das letzte mal bei DP war, vor dem Eingang. Die "Vorgruppe"(??) Lynyrd Skynyrd war bis dato für mich ein unbeschriebenes Blatt. Erst bei "Sweet home Alabama" wurde mir bewusst: Das hast du schon mal irgend wann, irgendwo gehört. Man konnte wirklich gut "mitgehen" bei all diesen Stücken, fetzig, rockig, wirklich OK.

Aber eigentlich war ich ja dort um "meine Jungs" von DP zu sehen. Ziemlich weit vorne sogar und mit Digitalkamara ausgerüstet. Mein subjektiver Eindruck: Deep Purple sind satt, müde, lust- und einfallslos geworden.

Es fängt bei einer eher mäßigen Lightshow an, ohne Laser natürlich. Fast während des (nur knapp 90 Minuten) gesamten Konzertes wurde dafür jede Menge "Rauch" verblasen, viel Rauch - um was? Bass und Schlagzeug waren wie immer perfekt aufeinander abgestimmt und hatten einen hohen Wiedererkennungswert. Die beiden klangen wirklich noch nach Purple. Aber ein eher gelangweilter, stimmlich eingeschränkter und müde wirkender Ian G. "rotzte" mal so eben nach einem mittelschweren Hustenanfall, zwischen Schlagzeug und Keyboard hin - wie appetitlich. Vielleicht war er nicht ganz gesund. Ian stand häufig im Hintergrund und schüttelte eher sporadisch seine "Kinderrassel" (ein normalerweise sehr effektiv einsetzbarer Schellenring).

Mir ist besonders die immer irgendwie gleich klingende ( und ewig übersteuerte) Gitarre von Steve M. ins Ohr gefallen. Bei der guten alten "Ballade" (wie angekündigt!) vom "Speed King", empfand ich sie als so etwas, wie einen Fremdkörper in dieser Musik, welcher den Song ziemlich fremdartig erklingen ließ. Ähnliches wäre auch von "Black Night" und auch anderen uralttiteln Titeln zu berichten. Hier fehlten mir zum ersten Mal die filigranen, einfallsreichen Finger von Ritchie B.

Kommen wir zu den Tasten! Noch nie habe ich bei Purple einen so "dünnen" Keyboardsound gehört. Trotz des Solos, in dem auch die deutsche Nationalhymne (sie war so lange annehmbar bis die Leadgitarre dazu kam) angespielt wurde, ist es für mich immer deutlicher und unüberhörbarer geworden. Hier krankt die gesamte Sounddynamik der Gruppe doch sehr. Mit dem virtuosen Spiel von Maestro Jon Lord, hatte dies nicht mehr viel gemeinsam. Sie sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst und stürzen auf diese Weise ihr eigenes Denkmal. Würden sie heute noch in Rente gehen, ich würde sie nicht vermissen... (das hat Jon Lord wohl richtig gemacht)

Ich weiß nicht wirklich wie oft ich seit 1973 DP Konzerte gesehen habe, aber ich war noch nie so frustriert von dannen gegangen. Ich möchte mich schon vorher bei allen Kritikern entschuldigen die das anders sehen! (andere kritiken sind weniger vernichtend) Niemand bedauert dies mehr als ich, aber für mich ist hier etwas abgestorben, das unter allen Umständen am Leben gehalten werden soll! Für mich (und Freund Ralf, der es ähnlich sah) war dieses Mal, wahrscheinlich das letzte Mal gewesen. (sag niemals nie).