Infos, Downloads u.v.m.
Deep Purple - Live 2006
Emden, 06.06.2006

von Lars Wehmeyer

Mehr oder weniger durch Zufall hatte ich die Gelegenheit, am 6. Juni das Deep Purple-Konzert in der Nordseehalle in Emden zu besuchen.

Die Vorgruppe "Châlice" (französische Aussprache bitte!) hätten eigentlich im ersten Teil der Tour vor Alice Cooper and Deep Purple spielen sollen, wurden aber in letzter Minute noch aus dem Programm gestrichen. Als Ausgleich durften die Jungs aus Hamburg nun wengstens in Emden als Vorgruppe auftreten, was sie auch sehr überzeugend taten. Obwohl das Publikum nicht gerade enthusiastisch reagierte, freuten sich die Musiker nach jedem Song über Beifall. Sehr sympathisch, gute Musik, guter Sound - gute Vorgruppe. Während des zweiten Stücks drückte sich übrigens Don Airey, von den meisten Zuschauern unbemerkt, auf der linken Seite der Bühne herum.

Dann betraten, nach der üblichen Umbaupause, die fünf Deep Purple-Musiker die Bühne und legten sofort furios mit "Pictures Of Home" los - allerdings nur bis zum ersten Refrain, wo Ian Gillan nur noch mit Paiceys Schlagzeug im Rücken sang - Stromausfall auf der Bühne! Roger bot seinen Bass dem Publikum an, nach dem Motto "Hier, ist sowieso kaputt!", Paicey überbrückte eine gute Minute mit einem improvisierten Solo, Gillan hatte schon seine Mundharmonika in der Hand (leider kam sie nicht zum Einsatz) - aber irgendwann war klar, dass die Fehlersuche einige Minuten länger dauern würde. Mit zwei Ansagen hielt der Sänger das Publikum bei Laune. Als der Strom wieder da war, ging es nahtlos an der Stelle weiter, wo sie aufgehört hatten.

Die Jungs hatten offensichtlich viel Spaß auf der Bühne, es wurde sehr viel gelacht, Späße gemacht, hin und her gelaufen, die Stimmung sowohl auf der Bühne als auch in der relativ kleinen Nordseehalle war sehr gut (abgesehen von den obligatorischen alkoholsierten Chaoten, die mitten im Konzert meinen, sie müssten jetzt mal erste Reihe Mitte stehen, um sich dann nach fünf Minuten ihrer Konfirmandenblase zu erinnern...) - aber:

Die Setliste war eindeutig eine Rückkehr zu alten Sünden. Wie oft ist darüber diskutiert worden, dass viele Fans keinen x-ten Aufguss einer "Best-of"-Show haben wollen, sondern dass die Setliste Überraschungen enthalten muss, dass neuere Songs von "Purpendicular", von "Abandon", von "Bananas", von "Rapture Of The Deep" gespielt werden sollen und nicht immer nur die alten Kracher. Die Songauswahl während des ersten Teils der Tour (z.B. in Dortmund oder Wetzlar) war einfach super, was auch die Mehrzahl der positiven Kritiken zeigt. Um so unverständlicher, dass die Zuschauer in Emden folgendes geboten bekamen:

Pictures Of Home
Things I Never Said
Hush
Rapture Of The Deep
Strange Kind Of Woman
Living Wreck
Steve Morse Solo
Fireball
When A Blind Man Cries
Lazy
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Space Truckin'
Highway Star
Smoke On The Water

Zugaben:
"Too much"-Blues
Black Night

Ergo: Zwei Songs vom neuen Album, alles andere mindestens 22 Jahre alt. Im Don Airey-Solo schimmerte das Star Wars-Thema und die deutsche Nationalhymne ebenso wie Mozarts "Alla Turca" durch - welche Überraschung. Gillan schien einige Probleme mit der Stimme zu haben, zumindest musste er einige Male hustend aussetzen, allerdings konnte ich seinen Gesang direkt vor der Bühne nicht sehr deutlich hören - was ankam, klang aber ok, bis auf die Schreie, die hätte er an diesem Abend lieber komplett weglassen sollen. Wahrscheinlich ist es auf die Stimmprobleme zurückzuführen, dass wir nur eine improvisierte Blues-Zugabe ("I had too much to drink last night" - Mundharmonika - "I had too much sex last night" - Mundharmonika usw.) und "Black Night" zu hören bekamen. Um 22:45 war das Konzert dann auch schon vorbei - die Pfiffe aus dem Publikum nach der arg kurzen Zugabe wurden durch das Einschalten des Saal-Lichts beendet.

Fazit: wer in Emden zum ersten Mal auf einem Deep Purple-Konzert war, war sicherlich begeistert. Die Stimmung auf der Bühne und im Saal war wirklich sehr gut, die Band spielte kraft- und lustvoll wie eh und je, es waren alle bekannten Krachersongs dabei. Für den etwas häufigeren Deep Purple Konzertbesucher war die Setliste, besonders im Vergleich zum ersten Teil der Tour, allerdings eine Enttäuschung.