von Alf Urban
Als ich vor knapp 40 Jahren das allererste Mal zusammen mit einer
Handvoll Schicksalsgenossen im Freizeitraum eines bayrischen
Benediktinerinternats andächtig den himmlischen Klängen
von "Child in Time" lauschte, war uns schlagartig klar:
Das ist das neue Evangelium der Rockmusik, das hat's noch nie
gegeben, das ist eine fundamental neue Richtung und *der*
Musikstil für unsere Generation!
Nach all diesen Jahrzehnten und einigen gemeinsamen Konzerten
erschien es uns natürlich wie ein Geschenk des Himmels, DP
nun Live in einem heimatlichen Kloster erleben zu dürfen und
dazu auch noch einen "Very Special Guest" ...
Also trafen sich 4 Freunde von damals und etlicher Anhang an
diesem wunderschönen, weißblauen Sommersonntag im
Voralpenland. Außer uns hatten sich noch weitere ca. 5000
jung gebliebene (und junge - DP erfreut noch viele Generationen!)
Rockfans im Geviert des Meierhofes eingefunden und harrten
zunächst der recht unbekannten Vorband
"Feedback".
"Locomotive Breath" war dann natürlich doch nicht
so unbekannt und der in diesem Song so wichtige Mann an der
Querflöte (und sonst auch E-Gitarre) ebenfalls nicht:
Abtprimas Notker Wolf, oberster Benediktiner, der wohl wie wir vor
Dekaden in Klostermauern sich für Hardrock zu begeistern
begann. Ihm und seinen früheren Schülern gelang es
durchaus, die Menge in gute Stimmung zu versetzen, und so konnte
der Hauptteil der Veranstaltung kommen: Deep Purple!
"Fireball" statt "Pictures of Home", beides
perfekte Opener, aber nach ein paar Jahren war dies ein
fälliger Wechsel. Die Wiederaufnahme von "Fireball"
in die Setlist hatte mir schon 2006 in Bad Brückenau gefallen.
Mit gewohnter Spielfreude absolvierten die Jubilare (40 Jahre DP!)
ihr 100-Minuten-Programm - Setlist s. Köln/Tanzbrunnen, immer
begeisternd, mit großer Perfektion. Als Quelle der dauerhaft
guten Laune der Band sehe ich Steve Morse, seit 1994 der definitiv
ideale Ersatz für den bis dato besten Gitarristen Ritchie
Blackmore. Der Sunnyboy aus Ohio harmoniert einfach optimal mit
Ian Gillan und gibt - neben seinen meisterlichen akustischen
Leistungen - mit Roger Glover im Gitarrengespann eine Superoptik
(z.B. in "Highway Star")!
Und eine ebensolche Optik bot sich den gekommenen Fans, als beim
klassischen Megahit "Smoke on the Water" auf einmal
Abtprimas Wolf in schwarzer Kutte mit seiner Gitarre aus dem
Dunkel neben Steve auftauchte und sich einen kleinen Traum
erfüllte. Symbolisch war es die Versöhnung zwischen
ehemals verteufeltem Hardrock und scheinbar verständnisloser
Kirchenobrigkeit. Die Zeit war endlich gekommen.
Leider war damit aber auch schon die Zeit des Konzertendes
gekommen, wie üblich gab es noch "Hush" und
"Black Night" als Zugaben und nur "Child in
Time" hätte noch zu unserem vollständigen
Glück gefehlt und den Kreis zu unserer Vergangenheit
geschlossen!
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