von Sebastian Harttung
Am 28.08. und 29.08.2009 hatte ich die einmalige Gelegenheit, DEEP
PURPLE innerhalb von 24 Stunden gleich zwei Mal live zu sehen:
Zunächst am 28.08. in Arbon (Schweiz) auf dem
"Summerdays-Festival". PURPLE präsentierten sich
als würdiger Headliner eines durchweg gelungenen
Festival-Tages und waren bester Laune. Vor allem Steve Morse bekam
sein Dauer-Grinsen kaum noch aus dem Gesicht und spielte in
Sphären, die ich selbst von ihm bislang nicht kannte. Ian
Gillan sang mit erstaunlich kraftvoller Stimme und flaxte bei
jeder Ansage mit dem restlos begeisterten Publikum. Roger Glover
und Ian Paice agierten sehr tight und brillierten vor allem bei
"Fireball" und "Space Truckin'". Don Airey
alberte während seiner Soli mit dem Publikum herum und
verbreitete zu Beginn von "Perfect Strangers" absolute
Gänsehaut-Atmosphäre mit seinem Hammond-Sound.
Nachdem ich DEEP PURPLE zuletzt Ende 2008 in Stuttgart gesehen und
sie (vor allem Steve Morse) dort etwas müde empfunden hatte,
fiel ich in Arbon aus allen Wolken, als mir gleich zu Beginn
"Highway Star" mit einer Wucht in die Magengegend gerammt wurde,
als wären die Herren allesamt 40 Jahre jünger.
Am nächsten Tag fand das "Rock am See-Festival" in
Konstanz statt, bei welchem eigentlich OASIS als Headliner gebucht
waren. Da diese sich jedoch 12 Stunden (!) vor dem geplanten
Auftritt aufgelöst und alle Konzerte ihrer Tour abgesagt
hatten, wurden kurzerhand DEEP PURPLE als "Ersatz"
verpflichtet - für mich natürlich DAS Highlight des
Tages!
Und DEEP PURPLE schienen genau zu wissen, dass das Publikum
diesmal größtenteils nicht aus PURPLE-Fans
bestand. Ohne das sonst übliche Intro fegten sie auf die
Bühne und bliesen alles und jeden um - und das mit einer irren
Lautstärke (bei sehr gutem Sound!) und einer so gnadenlosen
Power, wie ich sie nie für möglich gehalten
hätte. Das Stadion wurde im Sturm genommen und
spätestens nach "Fireball" war klar, das DEEP
PURPLE sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen
ließen.
Im Gegensatz zum Vorabend in Arbon ließen sich PURPLE in
Konstanz außerdem mehr Zeit für Improvisationen. Steve
Morse spielte "Sweet Child O'Mine" (GUNS'N ROSES) fast komplett,
während Ian Gillan hinter dem Schlagzeug stand und
völlig baff ewig auf seinen Einsatz warten musste. Don Airey
spielte ein längeres Solo als sonst und kombinierte alle
möglichen Klassiker miteinander - das ganze gipfelte in einer
wirren aber sehr lustigen Version der deutschen Nationalhymne.
Die Setlist war an beiden Abenden natürlich identisch:
Highway Star
Things I Never Said
Strange Kind Of Woman
Rapture Of The Deep
Fireball
Contact Lost (Steve Morse Solo)
Sometimes I Feel Like Screaming
The Well Dressed Guitar
Wring That Neck
The Battle Rages On
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Space Truckin'
Smoke On The Water
Hush
Black Night
Besser als an diesem Wochenende habe ich DEEP PURPLE in den
vergangenen 16 Jahren noch nie gesehen - es war einfach
unglaublich und sicher bleibt es mir noch lange in Erinnerung.
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