von Urs Bösch
Am Donnerstag fuhren Ronya (meine Tochter), Anita (mein
Patenkind) und ich nach Locarno (Tessin, CH) ans "Moon and
Stars-Festival". Für mich wars das ungefähr 35te,
für meine Tochter das 15te und mein Patenkind das 8te
Purple-Konzert.
Am Mittag in Locarno angekommen erwartete uns das bis anhin wohl
beste Festival/Openair-Gelände mit der kleversten
Organisation, das ich bisher je erlebt habe. Tagsüber ist
die ganze Piazza Grande (der historische Dorfplatz von Locarno)
frei zugänglich. In der Birreria rechts unmittelbar vor der
Bühne kann beim Aufbau der Bühne und dem Soundchek
zugeschaut und zugehört werden. Die Birreria und deren
Terrasse wird ab 16 Uhr als Backstage-Bereich und als Garderobe
für die Bands genutzt und muss daher verlassen werden. Also
wechseln wir auf die gegenüberliegende Seite in eine der
zahlreichen Pizzerien. Wärend wir unsere Pizza essen,
wird die Piazza Grande langsam geräumt und der hinter uns
liegende Eingang vergittert. Wer ein Ticket besitzt, kann aber
ohne weiteres im Restaurant auf der Piazza sitzenbleiben. Eine
einfache Billett-Kontrolle erfolgt am Tisch vor der offiziellen
Türöffnung. Noch wärend dem Pizzaessen steht Don
Airey plötzlich auf der Bühne und spielt sich an
seiner Hammond warm, ohne dass dies von der Menge hinter den
Absperrgittern groß zur Kenntnis genommen würde ...!
Vor Deep Purple spielen ab 20.15 Uhr Foreigner als erste Band
für eine gute Stunde. Eine ebenfalls sehens- und vor allem
hörenswerte Band! Nach kurzem Umbau legen Deep Purple los
fast wie zu Blackmore's Zeiten; wohl zum ersten Mal seit dessen
Abgang 1993 begann das Konzert nach einem klassischen
Orgelgewitter-Intro mit Highwaystar, damit war die Sache im
begeisterten Publikum bestens lanciert! Deep Purple spielen
erstaunlich hart, Ian Gillan war wieder einmal bei guter Stimme
und war auch zuvorderst am Bühnenrand gut hörbar. Er
schrie sich bei "Strange Kind of Woman" schier die
Lunge aus dem Hals ...! Neben Fireball, Space Trackin' (mit
herrlichen Bassintro!), Perfect Stranger, The Battle Rages on,
Black Night, Hush, natürlich Smoke on the Water (nicht in
dieser Reihenfolge!), und und und, wurde auch "Wring that
Neck", diesmal garniert mit einem längeren
Orgel-Gitarren-Duell und gespielt.
Knapp zwei Stunden nach dem Konzert (es war ein herrlichwarmer
Sommerabend im Tessin und die Beizli, Getränkestände
auf und rund um die Piazza haben bis kurz nach ein Uhr
geöffnet) konnte hinter der erwähnten Birreria noch
ein paar Worte mit Steve Morse und Roger Glover gewechselt und
die obligaten Bilder gemacht werden ... Ein kurzer Zuruf
"Steeeve, Roooger!!!" von Anita und Ronya
genügten, dass die beiden ihre Tasche beim Auto abstellten
und zu uns auf die Strasse kamen ...! Die beiden scheinen es
nach einem Konzert wirklich nicht besonders eilig zu haben, ins
Hotel zu kommen und waren ganz offensichtlich zum Scherzen
aufgelegt! Roger Glover hat natürlich mein unverkennbares
Montreux-Strichmännchen-T-Shirt besonders gelobt ...
Damit ist für mich auch klar, die nächsten
Purple-Konzerte in der "näheren" Umgebung wieder
zu Besuchen, dies mit dem Wissen, dass es nicht jedesmal derart
gut sein kann. Eine grosse Enttäuschung habe ich jedoch in
all den Jahren aber noch nie erlebt (Ausnahme: Ritchie kommt
1987 (?) in Zürich bei der Zugabe nicht mehr auf die
Bühne, Smoke wird ohne Gitarre gespielt, Jon Lord
übernimmt dabei auch gleich den
Gitarrenpart. Rückblickend wars aber eigentlich eine ganz
interessante Sache, wie sich die vier übrigen auf der
Bühne aus der Affäre gezogen haben, Hut ab!
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