von Ralph Grille
Grieskirchen, ein beschaulicher Ort im Oberösterreichischen,
wo sich der Bürgermeister gerne mit stolzgeschwellter Brust
und Lothar Matthäus an seiner Seite - das Sektglas
wohlgefüllt - für das lokale Käseblatt ablichten
läßt. Der Bahnhof von Grieskirchen-Gallspach bietet
Anschluß zur weiten Welt nebst Restauration. Die Betreiberin
ebendieser hat ein Schild an ihren verwaisten Pflanzkübel
gehängt mit der unverblümten Frage (und Anklage
zugleich!): "Welches Arschloch klaut immer meine
Blumen?".
Von langer Hand und mit hervorragenden persönlichen
Engagement des österreichischen Ausnahmedrummers Bernhard
Welz geplant und realisiert, war der Gig der Don Airey-Band ein
Event, welches eher in eine größere Arena als ins
überschaubare VAZ Manglburg gepasst hätte.
Schon Schlagzeuger Welz (geb. am 28.05.1978 in Graz) sorgte,
betrachtet man die Liste der Musiker, welche mit ihm
zusammenarbeiteten, für internationales Flair. Sein Beruf als
Lehrer für Musik, Schlagzeug und Percussions ließ ein
Höchstmaß an Professionalität erahnen.
Deep Purple-Tastateur Don Airey explizit vorzustellen, halte ich
für überflüssig. Vielleicht soviel, daß ich
ihn als einen sehr freundlichen und natürlichen Menschen und
ausgezeichneten Musiker erlebte.
Sänger Carl Sentance hat sich schon bei Krokus bewährt,
Bassist Chris Childs bei Thunder. Den Namen des meisterhaften
kroatischen Gitarristen Kaitner z Doka sollte man sich unbedingt
merken.
Als Überraschungsgast des Abends trat mit der Band die
Violinistin Lidia Baich auf. Sie gilt als die derzeit bedeutendste
Geige-Spielerin der Gegenwart, räumt international Preise ab
- z.B. Sieg beim Grand Prix d`Eurovision 1998 - war Solistin beim
BR, gastierte in allen wichtigen Häusern der Welt und war
u.a. mit Andrea Bocelli und Pavarotti & Friends unterwegs.
Dank ihres Könnens wurden dann Stücke wie "Rapture
of the Deep", "Weissheim" und "Difficult to
cure" wahrhaft monumental interpretiert. Ein Walzer en
passant und weiter ging es mit "Mr. Crowley",
"Woman from Tokyo", "Over the Rainbow" und
vielen anderen Titeln aus der Schaffenszeit von Don
Airey. Für Langzeit-Fans, denen ein reguläres Deep
Purple-Konzert eingedenk der zweckgebunden wenig flexiblen
Tracklist manchmal zu berechenbar erscheint, wäre der Abend
mit der Don Airey-Band sicher ein großes Vergnügen
gewesen. Mich hat es jedenfalls begeistert und ich freue mich
schon auf das nächste Konzert, denn es sind Folgeprojekte
angedacht. Ob diese jedoch wieder in solch intimem Rahmen
stattfinden können, ist fraglich. Auf jeden Fall sollte man
die Homepage von Bernhard Welz gut beobachten...
Ralph Grille
Tracklist, Teil 1 - mit Autogrammen
Tracklist, Teil 2
Fotos: Ralph Grille
|