Eine virtuelle Ohrfeige gefällit?


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Abgeschickt von Mike am 13 Dezember, 2009 um 19:23:44:

Antwort auf: Re: Macht euch bloß keine Illusionen mehr bezüglich DP von Andreas W. am 13 Dezember, 2009 um 18:53:28:


Naja, das, was sie in den Siebzigern gemacht haben, heute (fast) genau so bringen, wäre für sie sicher kein Problem. Abstriche würde es geben, beim Gesang, beim Schlagzeug, aber sonst würden die Klassiker auch heute noch stark klingen. "Speed King" und "Black Night" waren/sind soweit okay, speziell bei "Speed King" gab es Abende, wo sie wirklich interessant klangen, vielleicht sogar wesentlich interessanter wie noch 1971 (/könnte hierfür, nur so als Beispiel, Glasgow 2004 herhalten?). 1996 brachten sie den "Rat Bat Blue" ja soweit auch gut, doch der klassische Mittelteil war nicht gerade das was man sich zu hören wünscht, aber der Rest hat gepaßt, hier vor allem auch Morse (toller Abschluß). Morse aber hat offenbar bedingt durch seinen Stil Gitarre zu spielen ernsthafte Probleme, Solis, wie Ritchie Blackmore früher sie gespielt hat, gleich oder sich daran anlehnend zu bringen. Was Morse spielt in gewissen Klassikern ist mit dem Wort *apostrophal* (katastrophal) allein nicht zu beschreiben. Schon aus dem Grund hätten sie uns "Wring That Neck" ersparen und dafür was *Morse-Konformeres* bringen sollen, wo er seine Stärken eher ausspielen kann. Es ist anzunehmen, daß er, beim Versuch, Blackmore auf <Made In Japan> nachzuspielen, kläglich scheitern würde, obwohl Ritchie's Solis nicht weiß Gott was zu Schwieriges wären. Eigentlich ist das, was Blackmore früher gespielt hat, nichts weiter als ordinäres Gitarrenspiel gewesen. So gäbe es nicht wenige Gitarristen, die könnten, wenn sie wollten, das einwandfrei nachspielen. Morse wahrscheinlich nicht, weil er die Saiten anders zupft und sich auf eine andere Technik eingeübt hat von anfang weg, er dürfte außerdem Linkshändler sein, hält die Gitarre aber nicht verkehrt rum wie ein Hendrix. Vielleicht hat es was damit zu tun wie Morse spielt, k.A..

Ich meine immer wieder, wenn Deep Purple "Smoke On The Water" viele lange Jahre so bringen können wie seit der Morse-Ära und davor, was spräche dagegen, wenn sie es zur Abwechslung mal so stark klingen lassen wie 1972, wo Gillan noch "...Watör" sang und nicht "...Water", oder wie 1974 (Mk3-mäßig). Man könnte schon... bei "Space Truckin'" haben sie es zum Teil ja auch so gemacht. Das Gleiche gälte für "Highway Star", den wir seit 1973/73 nie mehr so gehört haben wie etwa auf <Made In Japan>. Außer Herbst 1993 vielleicht (höre <Come Hell Or High Water>), aber da spielte Jon Lord nicht ganz mit, denn er bot mit seinen Solis nicht mehr als den Standart dar, heute ist das Stück ohnehin praktisch *tot*, bis auf die Intros. Wenn man das schon bringt, dann bitte richtig, ansonsten würde ich mich auf einem Konzert beschissen fühlen, was 2x der Fall war.

Es fehlt on stage die Begeisterung der Anfangsjahre. Es fehlt etwas Ausgeflipptes im Set. Es fehlt ihnen die Aggression. Es fehlen einfach gute neue Stücke. Es fehlen zum Großteil richtig starke Instrumental-Einlagen, hierfür haben sie heute bestenfalls noch etwas Spielraum in "Lazy", "Black Night", "Speed King". Es fehlt der Wille, Material der anderen Purple-Besetzungen zu bringen. Es fehlt der Mut zum Live-Experiment. Anderseits, ich sehe es ein: Es hätte keinen Sinn Morse den Laufpaß zu geben, oder dem Airey. Die anderen Drei (Glover, Gillan, Paice) sind doch im Grunde froh, einen Gitarristen zu haben, der die Band nicht führt, der ihnen nicht auf den Schlips tritt, so hat jeder von ihnen was davon, wenn sie sich im Schongang durch die Konzertabende mogeln. Keiner muß mit dem Anderen rumstreiten während man auf Tour ist, weil sich eh nix ändern darf. Ansonsten hätte man den totalen Tourstreß. Zwischenmenschlich gesehen, also untereinander besteht zwischen den einzelnen Musikern wahrscheinlich so ein Verhältnis wie einst zwischen Neandertalern und den Homo sapiens aus Afrika... die kommen irgendwie auf keinen grünen Zweig mehr. Die Verlierer und Leidtragenden sind wir, weil wir nicht mehr das zu hören bekommen was ihre Live-Performances einst ausgemacht haben.




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