von Eva Ivan
Ich wartete direkt vor Paicey`s Schlagzeug mir klopfendem Herzen
auf unsere vier großen Musiker. In dem sehr schönem Augsburger
Spectrum hatte sich für mich endlich die Möglichkeit ergeben,
ganz vorne zu stehen. Pünktlich um 20.30 Uhr erschienen Pete
York, Ian Paice, Colin Hodgkinson und Miller Anderson. Die Stimmung
im Saal war sehr sehr gut. Ian Paice und Pete York nahmen die Mikros
und plauderten sehr charmant und gut gelaunt mit dem Publikum. Von
Pete York wusste ich, dass er sehr locker und nett mit seinen Fans
umgeht. Angenehm überrascht war ich aber, dass Paicey genauso
charmant, freundlich und wirklich gut gelaunt (er lächelte
ständig) mit uns plauderte. Er sah übrigens sehr erholt
aus, wirkte jünger und schlanker, als ich ihn in Erinnerung
hatte. Außerdem hat er ein wirklich liebenswertes Lächeln.
Dann
setzten sich die beiden Weltklassedrummer an ihre Drumsets und legten
los. Unbeschreiblich, was da abging - das muss man gesehen und gehört
haben. Ich habe noch nie so ein gigantisches Zusammenspiel zwischen
zwei solchen Größen miterlebt. Jeder Drummer zeigte seinen
unverkennbaren Stil und sie lächelten sich zu, hatten großen
Spaß miteinander und einer übertraf den anderen mit noch
wilderen Breaks. Alles wuchs zu einer großen Harmonie zusammen.
Dazu kamen noch ein lächelnder Colin Hodgkinson mit einem sehr
coolen Bass (leider vom Sound nicht optimal eingestellt) und ein
sehr gut gelaunter Miller Anderson. Miller Anderson enttäuschte
mich ein wenig mit seiner Stimme, er war etwas heißer (wahrscheinlich
bin ich etwas verwöhnt von der Concerto-Tour), auch seine Gitarre
klang etwas "breiig". Die einzelnen Lieder möchte
ich gar nicht aufzählen, das hat Truppi
ja schon gemacht. Erwähnen möchte ich aber die Soli der
beiden Drummer. Zuerst beeindruckte mich Pete York sehr mit seiner
Kreativität. Er spielte zum Teil mit blosen Händen, wechselte
die Sticks, war einfach unglaublich gut. Dann Ian Paice, der mit
seinem exakt betonten Stil und seiner unglaublichen Schnelligkeit
(er spielte auch wieder den einhändigen Wirbel) für mich
der beste Rockdrummer auf unserem Planeten ist (wie auch Jon Lord
zu sagen pflegt).
Der Talk-Teil mit dem Publikum war für mich etwas langweilig,
denn es wurden teilweise für mich unwichtige Fragen gestellt.
Was Ian und Pete aber erzählten, nämlich dass Live-Musik
immer mehr ausstirbt und immer mehr Konservenmusik gemacht wird,
stimmte mich nachdenklich und traurig. Irgendwie geht es mit der
guten alten Rockmusik langsam zu Ende, leider können die Rockgrößen
ja nicht ewig leben. Positiv zu beobachten war aber, dass auch einige
junge Neufans begeistert unsere Rockstars anhimmelten.
Zutiefst beeindruckt stellte ich mich nach einer Superzugabe bei
den Stars für Autogramme an. Natürlich hatte ich wieder
ein gemaltes Bild für Ian dabei. Leider kam ich so ins Gedränge
und musste wahnsinnig aufpassen, dass mein Bild nicht zu Bruch ging.
Auch bahnte sich so langsam (ich bin ziemlich klein) eine Phobie
bei mir an. Mit viel Gequetsche landete ich an der Bühne vor
den Füßen Ian`s. Schweißüberströmt zerrte
ich mein Bild aus der Verpackung und gab es Ian. Der meinte zuerst,
er solle ein Autogramm auf`s Glas schreiben und war dann sichtlich
erfreut, dass es ein Geschenk für ihn war. Ich bat ihn, eine
Karte für mein heißgeliebtes Idol Roger Glover mitzunehmen,
was er mir auch zusicherte. Ich war so eingepfercht, dass ich kein
Autogramm erlangen konnte und es echt mit der Angst zu tun bekam.
Ein Bühnenrowdy war mein Retter, er gab mir die Hand, zog mich
auf die Bühne und ich konnte aufatmen. Bescheiden ging ich
von der Bühne und wartete ca. eine gute halbe Stunde, bekam
dann von allen vier Stars in aller Ruhe meine Autogramme. Alle machten
auf mich einen sehr legeren, bescheidenen und natürlichen Eindruck.
Zutiefst beeindruckt und überglücklich fuhr ich mit meinem
Mann und einem Freund nach Hause. Es wird für mich ein unvergesslicher
Abend bleiben.
Aquarell: Eva Ivan
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