von Andreas Rockstedt
"Ein
sensationelles Live-Erlebnis" - so stand es auf dem Originalplakat
der "Concerto"-Tour in London. Nachdem ich die CD gehört
und das Video gesehen hatte, konnte ich dies nur bestätigen.
Aber das, was wir (mein Sohn und ich) in Dortmund erlebt haben,
hat alles bisher gewesene übertroffen.
Pünktlich um 20.00 Uhr ging es los und wir warteten voller
Spannung. Nachdem das Orchester Platz genommen hatte, betrat Jon
Lord die Bühne und begrüßte uns auf Englisch und
Deutsch. Dann begann auch gleich Miller Anderson mit "Pictured
Within". Anschließend betraten Ronnie James Dio und Deep
Purple (ohne Gillan) unter tosendem Beifall und Dio-Rufen die Bühne
und legten los. "Love Is All" kam besonders gut an. Es
ist beeindruckend, was Dio noch für eine Stimme hat. Die Halle
hatte außerdem eine prima Akustik, was dem Sound von Orchester,
Purple und Dio noch zusätzliche Stärke gab. Fast unauffällig
betrat, nachdem Dio die Bühne verlassen hatte, Gillan das Geschehen.
Nach einem kurzen "Hello" und "We talk later..",
ging es gleich weiter mit "Fools". Das war für mich
das erste Mal, dass ich diesen Song live erleben durfte. Mir hat
es einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen
lassen. Nach weiteren Titeln (u.a. "When A Blind Man Cries",
"Ted The Mechanic" etc.) begann dann der klassische Teil.
Es war alles perfekt eingespielt. Big Ian hatte sich zwischenzeitlich
umgezogen und sang im dunkelgrauen Designeranzug und angefeuchteten
Haaren. Es sah echt spitze aus (bitte keine falschen Schlussfolgerungen
ziehen). Ian Paice legte ein tolles Solo hin, Roger hüpfte
beim Spielen wie ein kleiner Tanzbär und das Gitarrenspiel
von Steve war wie immer brilliant. Sogar Jon Lord war hier und da
zu einem kleinen Späßchen aufgelegt. Alle waren an diesem
Abend gut drauf. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass die Stimmung
im Publikum von der ersten bis zur letzten Minute phantastisch war.
Bei "Black Night" stellte sich Gillan obendrein noch auf
Paul Manns Platz, bewaffnete sich mit dessen Taktstock und dirigierte
zum Mitsingen.
Leider vergehen solche Konzerte (trotz fast drei Stunden Spielzeit)
viel zu schnell. Wenn ich jetzt das Erlebte mit dem Konzert in London
vergleiche, so stelle ich fest, dass mir die Setlist in Dortmund
viel besser gefallen hat. Es war durchweg rockiger. Alles in allem
ein gelungener Abend. Nun war für uns aber noch nicht Schluss.
Durch einen heißen Tipp erfuhren wir, wo die Jungs übernachteten.
Wir fuhren zum Hotel und warteten geduldig ca. 1 Stunde mit noch
14 anderen Leuten. Unser Warten wurde belohnt. Glücklicherweise
kamen alle Purple-Musiker nach und nach, so dass es auch mit jedem
Autogramm klappte. Eigens dazu hatte ich die Deep
Purple-Bibel von Ingo Jansen mitgenommen. Bevor Gillan alt Letzter
unterschrieb, fragte er mich: "What`s that?" und ich antwortete
mit meinem mageren Englisch: "That`s a history book of Deep
Purple". Nach einem kurzen "Oh, phantastic..." seinerseits,
gab es dann auch das ersehnte Autogramm und einen Händedruck
zum Abschied.
Seit dem Konzert sind jetzt vier Tage vergangen. Ich glaube, heute
sollte ich mir meine rechte Hand wieder waschen. Es war jedenfalls
ein toller Abend, der bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen
hat. Ich glaube, denen, die auch dabeiwaren, ging es ebenso.
pic: Manfred Stoffer (Ian Gillan in Frankfurt, Festhalle, 15.10.2000)
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