von Volker Thiele
Kurz nach 15:00 Uhr bei brütender Hitze in der Location
angekommen, hörten wir als Opener The Hooters, welche ihre
Sache mehr als ordentlich erledigten und für eine
zünftige Auftaktstimmung sorgten. Diese sollte allerdings
durch Little Feat merklich getrübt werden. Zwar hat die Band
durchaus ihre Fans, welche sich bemerkbar machten, allein für
mich kann ich der Musik zumindest in dieser Länge (O-Ton
eines Security-Manns: "Die längsten 90 Minuten meines
Lebens") nicht allzu viel abgewinnen.
Welch eine Wohltat für alle Sinnesorgane, als danach Gotthard
die Bühne enterten! Die Mannen um Steve Lee fegten den bis
dato über der Bühne liegenden West Coast-Schmalz mit dem
ersten Song gnadenlos von selbiger und hielten dieses Niveau volle
90 Minuten lang. Gestik und Habitus des Sängers ähnelten
dabei in durchaus angenehmer Weise frappierend denen eines anderen
Ex-Purple-Frontmanns - Mr. David Coverdale himself lässt
grüßen... Ich freue mich schon auf das nächste
Konzert von Gotthard, welches ich sehen werde - am 11.11.08 in
Berlin als Special Guest beim DP-Gig in der
Max-Schmeling-Halle.
Doch nun zum Headliner: Mittlerweile ist es 20:15 Uhr und Deep
Purple beginnen mit den einpeitschenden Drums von
"Fireball". Als Gillan die Bühne betritt bin ich
ehrlich gesagt, erst einmal ziemlich geschockt. Ich habe ihn das
letzte Mal live vor 2 Jahren in ranker und schlanker Verfassung
gesehen, doch seine jetzige nahezu dürre Statur ist schon
Besorgnis erregend. Hoffentlich liegt das nur an einer
(übertriebenen) Fitness... Seltsam auch die Sonnenbrille, die
in ihrer Form einer Taucherbrille nicht unähnlich ist und
deren Sinn sich dem geneigten Zuschauer bei dem längst
eingesetzten sintflutartigem Regen nicht unmittelbar
erschließen kann. Wer jedoch das Review des
Konzerts vom 19.07. von Denis Zürcher gelesen hat, mag
die Ursache dafür erkennen. Gillan hat offensichtlich ein
Problem mit seinen Augen und das letzte Foto zu dem genannten
Review lässt vermuten, dass es das linke Auge ist, welches
betroffen ist. Und man merkt, dass er nicht voll auf der Höhe
ist. Nicht so sehr gesanglich, aber an vielen anderen
Kleinigkeiten. Sei es der Disput mit dem Sicherheitsmann, der ihm
offensichtlich im Wege war oder die nur angedeuteten Einlagen, die
ihn sonst als Frontmann auszeichnen. Zumindest hat er trotz dieses
Problems soviel Humor gehabt, sich mit demjenigen Teil des
Publikums solidarisch zu erklären, welches nicht unter dem
überdachten Teil der Anlage stand, indem er sich
eigenhängig zwei Wasserflaschen über den Kopf
ausgegossen hat.
Insgesamt eine gute und solide Leistung der Band, die vom Publikum
lautstark honoriert wurde. Mann des Abends war für mich Roger
Glover, der 3 Meter von uns entfernt nicht nur permanent gute
Laune verströmte, sondern auch eine exzellente Basslinie
legte. Nach eineinhalb Stunden war die Show dann leider schon
vorbei.
Für mich war es nach einem guten Dutzend besuchter DP-Gigs
das erste Mal, dass ich nicht sagen konnte, dass es das bisher
beste gesehene Konzert der Band war. Aber das war ja
zwangsläufig irgendwann mal zu erwarten gewesen und soll der
gezeigten Leistung, insbesondere unter dem Aspekt des Problems des
Sängers nun wirklich keinerlei Abbruch tun
Der Vollständigkeit halber hier noch die Setlist:
Fireball
Into The Fire
Strange Kind Of Woman
Rapture Of The Deep
Mary Long
Contact Lost
Steve Morse Solo
Sometimes I Feel Like Screaming
Wring That Neck
Well Dressed Guitar
The Battle Rages On
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Space Truckin'
Highway Star
Smoke On The Water
Encores:
Hush / Ian Paice Solo
Black Night / Roger Glover Solo
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